Brasiliens Sehnsucht nach Helden

Olympia-Kolumne „Neues vom Giganten“

01.07.2016 Der olympische Fackellauf geht voran. Wild spekuliert wird darüber, wer letzter Träger ist. Ansonsten wünscht sich Braslien neue sportliche Idole.
Autor: Heiner Gerhardts
Jeder Träger eine neue Geschichte, große Emotionen. Die Fackel geht von Hand zu Hand, von Sportlern zu Persönlichkeiten zu du und ich. Mehr als 12.000 Auserwählte, anonym oder gleich wiedererkannt, tragen das olympische Feuer und Fieber gen Maracanã.

Jeder Kilometer weniger heizt die Spekulation an: Wer wird der letzte Fackelträger, die erste Symbolfigur der Spiele in Rio? Vielleicht César Cielo, Brasiliens erster Schwimm-Olympiasieger, als Trost für die verpasste Qualifikation? Oder die Segel-Ikonen Robert Scheidt und Torben Grael, mit je fünfmal Edelmetall erfolgreichste Medaillenhamster im Land.

Kein Podestplatz, aber immerhin mit 1093 Punkten olympischer Rekord-Korbjäger und fünfmal bei Sommerspielen dabei: Basketballer Oscar Schmidt. Auch ein Favorit: Vanderlei de Lima, beim Marathonlauf vor zwölf Jahren in Athen von einem irischen Ex-Priester vom Goldkurs geschubst, dann noch mit Bronze und der Pierre-de-Coubertin-Medaille dekoriert.

Und EINER wird immer genannt: Pelé (Foto: firo Sportphoto / Augenklick). Als Profifußballer verwehrte ihm das IOC-Statut olympische Ehren. Aber keiner repräsentiert Brasiliens Sport mehr als „o Rei“ (der König).

Auch weil Brasilien olympisch nicht Spitze ist. 21 Teilnahmen, nur 23 Mal Gold. Das erste 1920 durch den Armee-Leutnant Guilherme Paraense mit vor Ort geliehener Pistole. Die nächsten beiden erst wieder 1952 und 1956 dank Dreispringer Adhemar Ferreira da Silva.

Danach stiegen vor allem Volleyballer und Segler aufs oberste Podest. Aber die Fußballer, immerhin Rekord-Weltmeister, waren noch nie Olympiasieger. Zeit für neue Helden.