Deutschlands zwiespältiges Verhältnis zu Olympia

Kolumne „Hardt und herzlich“

25.10.2016 Die Deutschen lieben Olympische Spiele – als TV-Konsumenten und wenn es darum geht, heimische Goldmedaillengewinner zu feiern. Aber sonst? Tristesse statt Begeisterung. Schade.
Autor: Andreas Hardt
Es ist Oktober, Herbst. Olympia ist lange her, die Paralympics ohne wertschätzenden Besuch von Thomas Bach sind auch schon Geschichte. Dafür wird wieder fast täglich Fußball gespielt – „endlich“, wie man lesen durfte. Wer weiß noch, wie unsere Olympiasiegerin im Kleinkaliber-Dreistellungskampf hieß? Barbara Engleder! Ach ja.
 
Mitte September wurde eine interessante Medienanalyse veröffentlich. Die Berichterstattung über die Olympischen Sommerspiele war mit Abstand das Top-Thema in den TV-Nachrichtensendungen. Dann erst kamen Syrienkrieg, Flüchtlinge, der Putschversuch in der Türkei und dessen böse Folgen.

Die Einschaltquoten der Olympia-Berichterstattung bei ARD und ZDF dokumentieren es ebenso: Die Spiele haben nichts von ihrem Reiz verloren. Randsportarten rücken auch deshalb ins Rampenlicht, weil „unsere“ Sieger dort positiv auf den Medaillenspiegel einzahlen: „Gold für Deutschland“.
 
Da ist es wenig verwunderlich, dass kurz nach dem Erlöschen der Flamme in Rio de Janeiro manche Politiker, Sportvermarkter und lokale Funktionäre Olympia wieder nach Deutschland holen möchten. Die Region Rhein-Ruhr wurde ins Gespräch gebracht, schon gibt es erste Umfragen, wonach sich eine Mehrheit der Bürger für eine Bewerbung ausspricht. Mit Verlaub: Das kennen wir alles. War in Hamburg nicht anders, und davor in München auch nicht. Am Ende siegen die Gegner.
 
Siebenmal sind deutsche Olympia-Bewerbungen bisher gescheitert. Da ist es wirklich kein Wunder, dass DOSB-Präsident Alfons Hörmann den Glauben an die Durchführbarkeit dieser wunderbaren Veranstaltung in Deutschland verloren hat und keine neue Bewerbung „zeitnah unterstützen“ will. Es ist ein Jammer – aber dafür spielt ja am Samstag der BVB gegen Schalke. Es ist Herbst.

Dieser Artikel stammt aus der Oktober-Ausgabe des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.