Authentische Suppenkönige

Kolumne „Hardt und herzlich“

09.04.2017 Das elektronische Postfach ist oftmals prall gefüllt mit Werbung. Die angepriesenen Produkte? Nun ja, die sind zuweilen eher obskurer Art.
Autor: Andreas Hardt
E-Mail ist ja längst das beste Medium für Pressemitteilungen aller Art. Kennt noch jemand Fax? Nein, Quatsch. Vorbei. E-Mail also, der elektronische Briefkasten.

Da kommt ja so einiges zusammen im Laufe eines Tages, auch wenn man im Sport arbeitet. Oder gerade dort. Weil man als Sportjournalist vielleicht nicht ganz ernst genommen wird. Anders sind die Inhalte vieler Aussendungen nicht zu verstehen.

„Keine Gefahr für die Potenz auf dem Rad“ (mit Bildmaterial) wurde mir da neulich mitgeteilt. Da war ich aber froh. Ein deutscher Haare-Doper fördert zukünftig ein Schweizer Radteam wurde da gemeldet – das doch hoffentlich auch ohne Einfluss auf die Manneskraft in Berg und Bett.

Eine Champagnermarke enthüllt eine neue Flaschenform bei der Formel-E-Meisterschaft in Hongkong. Man fragt sich: Fehlt bei diesem Schampus auch der Sprit? Und so weiter: „Wetten machen den Sport nicht kaputt.“ „Wer ist nach dem nächsten Spieltag nicht mehr Tabellenletzter?“ „In Sachsen-Anhalt sind gewaltbereite Fußballfans zu einem wachsenden Problem für die öffentliche Sicherheit geworden.“ Nur die?

Und dann noch das: „Spitzenfußballer sind neben Models und Musikern die glaubwürdigsten Werbeträger.“ Ja, klar. Wer glaubt nicht, dass der Schweini mit Kumpels fette Chips runterschlingt, Kloppo rallyegleich Autos vermatscht, Mario Gomez am Grill steht, Thomas Müller zwei linke Füße und Jogi Löw die Haare schön hat?

Die Jungs kommen an, sie schaffen Kaufanreize, sind absolut authentisch – wie es schon Uns Uwe beim pfiffigen Auftragen von Aftershave war oder der Kaiser beim Auslöffeln einer Suppe. Das muss er jetzt ja auch gerade wieder.

Und seien wir ehrlich zu uns: Fußballer sind für die breite Öffentlichkeit allemal glaubwürdiger als Journalisten.

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