Den ganzen Tag Schnaps und Kippen

Linktipp „Journalistenfilme.de“

15.09.2017 Journalisten haben keinen guten Ruf. Nicht erst seit der „Lügenpresse“-Diskussion stehen Medienvertreter unter dem Verdacht, für eine Geschichte auch Verbotenes zu tun. Die Website Journalistenfilme.de arbeitet an der Rehabilitierung des Berufsstands.
Autor: Clemens Gerlach
Versicherungsvertreter, Werber, Politiker und Journalisten. Na, klingelt was? Okay, ein kleiner Tipp. Angehörige dieser Branchen sind schon seit Jahren immer dabei, wenn es um Ranglisten geht. Leider sind es nicht die Top 10 der beliebtesten Berufe oder derjenigen mit dem höchsten Ansehen. Das Gegenteil ist der Fall. Aus Sicht der Befragten haben alle vier Tätigkeitsgruppen eines gemeinsam: Es wird viel versprochen und sehr wenig gehalten. Zudem gelten alle als mehr oder minder materialistisch orientiert oder auch: vollkommen korrupt. Für Geld und noch mehr Geld machen die alles. Tja, was nun?

Recht können die Leute, die befragt wurden, in Gänze nicht haben, auch nicht, was uns betrifft, die Mädels und Jungs von der vierten Gewalt. Da mögen noch so viele „Lügenpresse“ schreien oder ihre Vorurteile pflegen. Woher stammt aber das so schlechte Bild, das offenbar sehr viele Menschen von Journalisten haben? In Filmen sind Medienvertreter häufig dubiose Gestalten. Recherchiert wird nie, dafür werden mögliche Informanten mit fiesen Methoden unter Druck gesetzt. Gerne werden Reporter als trinkende Dauerraucher oder rauchende Dauertrinker dargestellt. Dabei wäre das eine echte Leistung: Den ganzen Tag Schnaps und Kippen, dennoch immer up to date.

Die Website journalistenfilme.de weist auf Streifen hin, in denen Medienvertreter eine wichtige Rolle spielen. Nein, gerade nicht als nikotinabhängige Säufer oder alkoholabhängige Qualmer. Die Fragestellung lautet: „Welche journalistischen Werte vermittelt der Film?“. Hört sich erst einmal nicht nach launigen Komödien an, die einem den Feierabend versüßen.

„Sind Filme ein Medium, das junge Menschen für den Journalistenberuf begeistern kann? Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die meisten Reporter in Filmen sensationsgierige Aasgeier sind“, schreibt Patrick Torma, der die Seite („Journalism goes Hollywood – die besten Filme mit und über Journalisten“) betreibt. Das klingt nicht sehr schmeichelhaft, aber der junge Mann möchte es nicht bei einer steilen These belassen. Stattdessen: „Es ist an der Zeit, das Image von Journalisten im Film empirisch zu betrachten.“

So macht sich Torma an die Arbeit, sichtet Leinwandwerk um Leinwandwerk. Natürlich ist auch das Watergate-Epos „Die Unbestechlichen“ darunter. Und sonst? Das müssen Sie schon selbst herausfinden. Einfach die Seite besuchen, dann werden Sie es sehen. Ach, noch was: Welchen wenig gut beleumundeten Beruf übt der Filmfreund wohl aus? Na, klingelt was? Okay, ein kleiner Tipp: Er ist kein Versicherungsvertreter, Werber oder Politiker. Willkommen im Club!
 
Dieser Artikel stammt aus der Print-Ausgabe des sportjournalist. Das Jahresabo kann direkt beim Meyer & Meyer Verlag abgeschlossen werden. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.