Luxus schlägt Lahmheit

Linktipp „Elferbolzen“

30.08.2017 Fußballprofis haben viel Geld. Und das müssen sie irgendwie ausgeben. Für Autos zum Beispiel. Oder Klamotten. Die Website Elferbolzen zeigt, wie das aussehen kann.
Autor: Clemens Gerlach
Für alle Swagger war 2011 der absolute Höhepunkt. Damals wurde „Swag“ zum „Jugendwort des Jahres“ gewählt. Oder war es vielleicht der Anfang vom Ende? Denn wenn ein Trend quasi offiziell wird, ist er ja eigentlich längst keiner mehr. Nun gut, unter Swag versteht man noch immer eine besonders coole Aura, eine Ausstrahlung, die so blendend ist, dass ein jeder sich davon mitreißen lässt. Heißt es.

Viele Fußballer haben ganz viel Swag. Sie schlüpfen in Designer-Pelzsneakers, tragen extravagante Klamotten und edlen Schmuck, fahren Autos, die wie Paläste auf vier Rädern daherkommen. Nicht umsonst heißt „to swagger“ im Englischen „prahlen“. Diese Maskerade hat neben modischer Vorliebe oder – je nach Sichtweise – nicht vorhandenem Stilbewusstsein natürlich auch noch einen anderen Grund: Die wandelnden (und zuweilen sogar noch kickenden) Werbeträger sind erstklassig dafür geeignet, all die hippen, oftmals kaum eine Saison überdauernden Produkte, die an den Mann und die Frau gebracht werden sollen, feilzubieten.

Solche Sachen verkaufen sich einfach besser, wenn ein prominenter Fußballer damit drapiert ist. Sex sells bekanntermaßen, zuweilen reicht schon Sexiness. Das Behängen und Sich-Verkleiden hat für die Rasensportler noch einen Vorteil: Zumindest kurzfristig lässt sich damit von mittelmäßigen sportlichen Darbietungen ablenken. Futter für die Fans, Luxus schlägt Lahmheit. Doch auf Dauer kann derlei Firlefanz für die Low- und No-Performer zum echten Problem werden. Dann heißt es schnell nicht nur auf dem Boulevard: Der soll sich auf seinen Job konzentrieren und nicht den Laufsteg dem Spielfeld vorziehen.

Tja, man kann es leider nicht allen rechtmachen. Auf der Internetseite Elferbolzen finden sich viele Beispiele für trendige Torjäger und -verhinderer. Das Motto lautet: „Fussballer, die den Swag aufdrehen“ (sic!). Es gibt auch Punktewertungen für die Outfits. Warum der eine hohe Zustimmung erhält, während der andere gedisst wird, ist eine Wissenschaft für sich. Muss man nicht vollständig verstehen, ein Blick auf die stylishen Spieler reicht aber schon, um eines zu begreifen: Popstars und Fußballer lassen sich heutzutage nur noch schwer auseinanderhalten, eigentlich gar nicht mehr.

Können wir einen Deal machen, Jungs? Wir lassen Euch so auch weiterhin ungestört herumlaufen. Dafür versprecht Ihr, keine Musik zu machen. Einmal Scooter reicht.
 
Dieser Artikel stammt aus der Print-Ausgabe des sportjournalist. Das Jahresabo kann direkt beim Meyer & Meyer Verlag abgeschlossen werden. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.