Jüdischer Sport in Gefahr

Kolumne „Hardt und herzlich“

02.07.2020 Jüdisches Leben in Deutschland ist gefährdet. Selbst für den Sport gilt dies. sportjournalist-Kolumnist Andreas Hardt macht das betroffen, fassungslos und wütend.
 
Der TuS Makkabi Hamburg besteht wieder seit 1977. Der Name sagt es: ein Sportverein unter dem Dach der jüdischen Gemeinde in der Hansestadt. Er steht in der Tradition deutsch-jüdischer Sportvereine, die sich schon 1903 zu Makkabi Deutschland zusammenschlossen. 1938 wurde Makkabi Deutschland aufgelöst – wir wissen warum.
 
Rund 80 Mitglieder hat der Verein jetzt. Er bietet Sportarten von Badminton über Basket- und Volleyball bis Sambo. Besonders beliebt sind Wassergymnastik und Gymnastik, die sich speziell an ältere Menschen richten und auch in russischer Sprache angeboten werden (Kolumnen-Logo: VDS/Andreas Mann).
 
Da wird offenbar wertvolle Arbeit auch zur Gesundheitsvorsorge und Integration geleistet. Sport verbindet, Sport schafft Freundschaften und Kontakte – insbesondere hier, wo es nicht einmal Aufnahmevoraussetzung ist, der jüdischen Gemeinde anzugehören. Ein spannender Klub also, den vorzustellen sich lohnt.
 
Das Stadtsportmagazin Sporting Hamburg wollte genau das tun, so wie es auch schon über zahlreiche andere Vereine mit einer besonderen Story geschrieben hat. Aber daraus wurde nichts. Sicherheit gehe vor Öffentlichkeit, teilte der Verein mit. Innerhalb des Gemeindevorstandes überwogen Bedenken – oder soll man sagen: Überwog die Angst?
 
Die Ereignisse seien nicht unbedenklich, hieß es in der Absage, das Innenministerium warne jüdische Einrichtungen vor großen Gefahren. Kein Artikel also über TuS Makkabi.
 
Mag sein, dass die Sorgen überzogen sind. Ein Gefühl der Unsicherheit aber ist offenbar da. Auch ein einfacher Sportverein ist davon berührt. Das macht betroffen, fassungslos und wütend.

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