Es lebe der Sport!

Kolumne „Hardt und herzlich“

07.09.2020 Der Sport erwacht langsam wieder. Es wird gespielt. Aber wie. Ohne Zuschauer, mit merkwürdigen Formaten. Nein, nichts ist normal, urteilt sportjournalist-Kolumnist Andreas Hardt.
 
Es lebe der Sport! Geh’ mir weg mit diesem Virus, das hat uns in den letzten Monaten schon viel zu sehr beschäftigt. Versuchen wir also Normalität: Der HSV ist wieder Witzfigur, die Bayern sind nationaler Doublesieger, jawoll, und kaufen groß ein. Schalke kriselt, Fast-Absteiger Werder hält am Trainer fest, und der VfL Wolfsburg interessiert nicht (Kolumnen-Logo: VDS/Andreas Mann).

Alexander Zverev macht Dummheiten, und das NDR-Fernsehen versteckt tolle Sport-Dokumentationen wie über Boris Beckers Wimbledonsieg vor 35 Jahren zur Geisterstunde gegen Mitternacht. Alles wieder fast wie immer also. Toll.

Kein Wort also mehr über Corona. Die Fußballprofiligen haben es tatsächlich fertiggebracht, ihre Saisons zu beenden. Wir freuen uns für Jürgen Klopp und den FC Liverpool, dass er den verdienten Meistertitel wirklich erringen durfte.

Dann stand auch noch die Finalrunde der Champions League an. Keine Fans in den Stadien in Lissabon, okay. Die Bayern sichern sich den Titel und holen somit das Triple, okay. Aber vor den TV-Schirmen, das ist die Hauptsache, das haben wir alle gelernt in diesen vergangenen Wochen.

Und wir haben und hatten wieder etwas zu berichten, zu analysieren, Trainer-Rauswürfe zu kommentieren und über Zugänge zu spekulieren. Ein wirkliches Glück, auch für unsere Jobs. So scheint es, tatsächlich.

Die Folgen der Zwangspause für finanziell weniger gut als der Fußball aufgestellte Disziplinen sind jedoch noch gar nicht absehbar. Welche Tennisturniere gibt es nächstes Jahr noch? Welche Volleyball-Bundesligisten müssen zurückziehen, welche Leichtathleten ihre Karriere beenden und Ruderer auch? Was wird aus ambitionierten Amateurvereinen, die auf Zuschauereinnahmen angewiesen sind?

Nein, nichts ist normal. Und ob Sportseiten und Jobs, die bei Printprodukten und anderswo im letzten Vierteljahr eingespart wurden, zurückkommen, ist ebenso zweifelhaft. In diesem Sinne umso mehr: Es lebe der Sport!

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