Linktipp „Deppenapostroph“

Geht Ihnen „Anana’s“ auf den „Kek’s“?

31.12.2021

Ein Apostroph falsch zu setzen ist kein Drama. Zuweilen treiben es die Unkundigen jedoch zu wild. Die Website „Deppenapostroph“ sammelt die kuriosesten Kreationen und setzt sich für Aufklärung ein.

Autor: Clemens Gerlach

Als „Depp“ möchte vermutlich niemand gerne tituliert werden, außer vielleicht diejenigen, die sich selbst als Volldepp sehen, was hierzulande höchstwahrscheinlich nicht sehr häufig vorkommt und deshalb bei unserer Betrachtung vernachlässigt werden kann. Insofern ist die Bezeichnung „Deppenapostroph“ ziemlich gemein. Doch was sollen manche Menschen tun, wenn sie überall, und ich weiß wovon ich rede, falsch geschriebene Wörter, unlogische Syntax und andere Verbrechen an Grammatik und Interpunktion entdecken? nn

Es gibt sicherlich schlechtere Wege, diesem Zwang zu begegnen, als eine Website zur „Apostrophitis“, dem „normwidrigen Setzen von Apostrophen“, ins Leben zu rufen. Die aufgeführten Fälle sind aber auch sehr schön, etwa „Anana’s“ oder „Kek’s“. Fast zu schade, um diese als fehlerhaft zu deklarieren. Irgendwie ist das Kunst und sollte deshalb nicht weg. Diese nach offizieller Lesart fehl-apostrophierten Worte entspringen kreativen Akten. Es sind Schöpfungen höchster Güte, den Freund*innen des Dadaismus folgend (Foto: deppenapostroiph.info).

Worte wie „Ei’s“ oder „Aa’s“ fehlen doch eigentlich. Drei Buchstaben und ein hochgestelltes Strichchen als Tor zu einem Kosmos des Absurden. Als Ablenkung. Als Erquickung. Und als riesige Chance für die Horden der Grammatik-Ordnungskräfte. Denn wenn alle alles richtig schreiben, alle jeden Punkt und jedes Komma perfekt setzen, dann wären diejenigen, die immer darauf hinweisen, wie es korrekt ist, plötzlich beschäftigungslos.

Was würden die, ihrer Bestimmung enthoben, dann mit ihrer Zeit anfangen? Vielleicht kämen sie auf total dumme Ideen, würden eventuell die Straßen entern und gegen was auch immer demonstrieren. Es fühlen sich ja viele schnell eingeschränkt in irgendwas, das sie für relevant halten (aber natürlich nur für sich und Gleichgesinnte). Da kann man schon mal wütend werden. „Wir lassen un’s von einem Viru’s nicht knechten.“ Logo, wo kämen wir denn da hin.

Doch zurück zum „Deppenapostroph“. Damit der Besuch der Website nicht frustrierend endet, haben die Betreiber pädagogisch halbwegs durchdachte Lerninhalte bereitgestellt. „Um weiteren Apostrophen-Katastrophen vorzubeugen, wollen wir an dieser Stelle etwas detaillierter erläutern, wann im Deutschen ein Apostroph verwendet werden darf und wann nicht“, schreiben sie. Das klingt schon wieder sehr versöhnlich. Ach ja, die Info’s dort sind grati’s. Herzlichen Dank, liebe Aufklärer*innen, und bi’s bald.