Keine echten Olympischen Spiele in Tokio

Kolumne „Hardt und herzlich“

06.04.2021 Es wird Wettkämpfe geben in Tokio. Verträge sind zu beachten. Das IOC wird die Spiele durchziehen. Und „Olympische“ nennen. Sie sind es nicht, urteilt sportjournalist-Kolumnist Andreas Hardt.
 
Olympische Spiele sind keine Abfolge vieler hochkarätiger WM-gleicher Wettkämpfe binnen 16 Tagen an einem Ort. Olympische Spiele sind ein Fest von Athleten unterschiedlichster Disziplinen und Nationen, eine Feier der sportlichen Völkerverständigung, ein großes Miteinander ohne Kontaktbeschränkungen.

Sie sind genauso ein Treffen der Fans aus aller Welt, gemeinsame Feiern, Leiden, Bekanntschaften machen, Kulturen erleben, Völker verstehen, Freundschaften schließen (Kolumnen-Logo: VDS/Andreas Mann).

Olympia ist deshalb einzigartig. Man frage mal nach bei Dirk Nowitzki, der als Superstar des deutschen Sports 2008 in Peking alle deutschen Sportler krass gefeiert hatte, als Fan, voller Spaß an der Freude. Bei Roger Federer, der seine Frau 2000 in Sydney kennenlernte, bei Athleten aus „Randsportarten“, die im Olympischen Dorf vermeintliche Megastars erlebten, die mit ihnen allen eines verband: die Begeisterung für den Sport.

Das gilt auch für uns Beobachter. Olympia gibt die Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern, neue Menschen kennenzulernen, andere Kulturen, neue Sportarten. Herumzufahren, sich umzuschauen, bislang unbekannten Athleten näher zu kommen. Und dann in die Heimat zu berichten von einzigartigen Erlebnissen, die so eben nur die Spiele bereiten.

Das alles wird es in diesem Jahr nicht geben. Ausländische Zuschauer dürfen nicht nach Japan kommen. Die „Playbooks“ des IOC sind eine Auflistung notwendiger Einschränkungen im Kampf gegen das Virus. Auflagen, Verbote, Restriktionen. Sie zerstören all das, was Olympische Spiele einzigartig macht.

Es wird Wettkämpfe geben in Tokio. Verträge sind zu beachten. Das IOC wird die Spiele durchziehen. Und „Olympische“ nennen. Sie sind es nicht.

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