Es gibt Live-Sport, erhalten wir uns den Spaß

Kolumne „Hardt und herzlich“

27.07.2021 Die Corona-Pandemie bringt etliche Einschränkungen mit sich. Klar, vieles nervt. Doch ist es nicht auch an der Zeit, sich darüber zu freuen, dass wir Journalist*innen wieder wieder vermehrt von vor Ort berichten dürfen? sportjournalist-Kolumnist Andreas Hardt tut dies jedenfalls.
 
„Viel Spaß“ wünscht der Ordner von der Security-Firma am Eingang zum Hamburger Tennisstadion. Eben hat er die Akkreditierung gescannt, den Impfnachweis auf der App angeschaut, ein Bändsel ums Handgelenk gefriemelt. Jeden Tag macht er das. Maske auf bis zum Schreibtisch, logo. Viel Spaß? Wir arbeiten hier.

Das alles ist längst nicht mehr witzig. PCR-Test, bevor man in die „Blase“ darf. Tägliche Schnelltests bei der Fußball-EM, wenn man über „die Mannschaft“ (bleibt dieser Name jetzt eigentlich?) aus Herzogenaurach berichten wollte (Kolumnen-Logo: VDS/Andreas Mann).

Schlange stehen vor dem Testzentrum, halbe Stunde warten, bis das Ergebnis da war. Negativ ist positiv. Kennen wir alles zur Genüge inzwischen. Und es nervt.

Was die Kolleginnen und Kollegen durchstehen müssen, die von den Olympischen Geisterspielen in Tokio berichten, konnte man im Vorfeld nur ahnen. Die zuvor bekannten Auflagen waren jedenfalls extrem.

Ob da dabei zu sein „alles“ ist, musste jede*r für sich selbst entscheiden. Und viele haben gesagt: Ja, da will ich hin. Weil der Reiz, bei einem sporthistorischen Ereignis Zeuge zu sein, eben doch größer ist als die Nerverei und die Einschränkungen, die die Pandemie erforderlich macht.

Ähnliches berichten auch die Kollegen, die bei der Fußball-EM das Requiem auf Löws Bundestrainer-Karriere sangen oder sich über die Mischung aus unbritisch erscheinender Unfairness und sorglosem Umgang mit hohen Inzidenzzahlen im Wembley-Stadion wunderten.

„Viel Spaß“ wünscht der Ordner vor dem Hamburger Tennisstadion jeden Tag vor der Arbeit. Corona nervt, die Auflagen nerven, alles nervt. Natürlich. Und trotzdem: Es gibt Live-Sport, wir dürfen dabei sein und darüber berichten. Erhalten wir uns den Spaß – auch wenn es manchmal die Erinnerung von einem Ordner braucht.

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