Das gebrochene Wort

Kolumne „Ansichtssache“

02.12.2021 Das Gendern polarisiert, auch innerhalb des VDS wird eifrig diskutiert. Manche sind dafür, andere dagegen, viele mittendrin im Meinungsfindungsprozess. sportjournalist.de-Kolumnist Wolfgang Uhrig hat bereits Position bezogen: Er beklagt „eine Verhunzung unserer Muttersprache“.
 
Als sich neulich die ZDF-Nachrichtensprecherin Petra Gerster als Moderatorin der heute-Nachrichten für immer vom Bildschirm verabschiedete, sagte sie: „Für das gezeigte Interesse danke ich den Zuschauer ... (Pause) ... innen“.  Eine kurze Unterbrechung, wie bei einem Funkloch.

„Zuschauer*innen“, ein Beispiel für das gebrochene Wort beim Vorlesen von Wörtern mit Stern, dem sogenannten Genderstern für Geschlechtertrennung. Danach müssten man Kolleg*innen sagen, Kinder*innen, Grün*innen, Mensch*innen, Gäst*innen. Und bei uns Sportjournalist*innen: Zuschauer*innen, Torschütz*innen, Zehner*innen oder Leser*innen (Logo: VMS).

Alle Dämme könnten brechen, kommt es in Berlin zur Ampel-Koalition. Sowohl der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz („Bürger*innen“) als auch die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock („Kanzler*innenamt“) verwenden und verfechten das Gendern. Neulich sagte Scholz im ARD-Fernsehen bei Anne Will: „Ehrlicherweise ist das etwas, was wir unserer Gesellschaft schon angewöhnen sollten.“

„Krieg der Sterne“ und „gestotterte Sprache“

„Die Gender-Regierung naht“, so der Aufmacher in der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt („Die Plattform für alle, die deutsche Sprache lieben“). Davon kann bei Renate Künast wohl eher nicht die Rede sein. Auf Twitter fragte sie: „Ist die richtige Schreibweise für Bürgermeister*in nicht Bürgerinnenmeister*in?“ Ihre Empfehlung als Sterndeuterin: „Bürger*innenmeister*in“ – was für eine Verhunzung unserer Muttersprache.

Frankreich hat diese gestotterte Sprache an Schulen verboten. In Deutschland sind 65 Prozent der Bevölkerung Gender-Muffel, der Rest immerhin dafür – das Magazin Deutsche Sprachwelt befürchtet einen „Krieg der Sterne“.

Die Kolumne „Ansichtssache“ schreibt Wolfgang Uhrig für den Verein Münchner Sportjournalisten. Wir danken dem Autoren und den VMS-Kolleg*innen dafür, den Text nutzen zu dürfen. Für das Gendern gibt es auch Befürworter*innen. Lesen Sie dazu hier oder hier.