Eierlegende Wollmilchsau auf einsamer Insel

Linktipp

05.12.2015 Anstrengend ist es heutzutage und herausfordernd. Permanent. Kein Wunder, dass sich viele Zeitgenossen nach Abgeschiedenheit sehnen. Ein Eiland-Händler könnte die Lösung haben.
Autor: Clemens Gerlach
Früher, wann immer das gewesen ist – es gibt da unterschiedliche Rechnungen –, war alles besser. Zumindest eindeutiger. Heutzutage ist alles fürchterlich kompliziert, unübersichtlich und sehr, sehr anstrengend. Was es alles zu beachten gibt und gilt! Nicht nur an Regeln, Verordnungen oder Anweisungen. Vor allem die ungeschriebenen Gesetze haben es in sich. Was man alles falsch machen kann, ich sage es Ihnen.

Das Blöde ist, dass nirgendwo nachgeschlagen werden kann, um zu erfahren, wie man es richtig macht. Denn wenn man dies könnte, also einfach googlen und schwuppdiwupp hat man einen Eintrag und liest sich den schnell durch, dann wären es keine ungeschriebenen Gesetze mehr. Logisch. Es braucht also jemanden, der einem erklärt, was richtig und was falsch ist. Mündlich. Kommunikation. Tja, den muss man erst einmal haben. Insgesamt sind es eher Zeiten des Suchens denn des Findens.

Die Ansprüche sind aber auch hoch. Die eierlegende Wollmilchsau tut es schon lange nicht mehr. Neuerdings muss die wundersam-legendäre Kreatur darüber hinaus kreativ sein, ortsungebunden, ständig verfügbar, teamfähig, belastbar, anspruchslos in puncto Entlohnung und und und. Entsprechend lesen sich die Stellenanzeigen wie eine Auflistung aller Fähigkeiten von Superman, Albert Einstein, Johann Wolfgang von Goethe und Mutter Teresa zusammen. Nun ja, wünschen darf man sich alles, auch als Arbeitgeber auf der Suche nach passendem Personal.

Was das Ganze allerdings so aberwitzig macht, ist die Tatsache, dass es in unserer Branche inzwischen zum guten Ton gehört, zu glauben, immer noch einen draufsetzen zu müssen. Im Dauerfeuer gibt es die „Besten Tipps zur Rettung des Journalismus“, die „Toptools, um für die Zukunft gerüstet zu sein“ oder das „Werkzeug erfolgreicher Medienmacher“.

Verdammenswertes Teufelszeugs und himmlische Verheißung

Nimmt man diese SPAM-artigen Hinweise ernst und setzt sich mit ihnen auseinander, merkt man sehr schnell, dass nur klar ist, dass nichts klar ist. Es widerspricht sich alles, auf jeden Fall sehr vieles; jeder glaubt, den Stein der Weisen entdeckt zu haben. Was für den einen verdammenswertes Teufelszeugs darstellt, ist für den anderen himmlische Verheißung.

Was tun? Das Ganze ignorieren? Sich frei machen von den Einflüsterungen vermeintlicher Mediengurus? Das wäre schon mal ein Anfang, eine Art Reset. Ist aber nicht so einfach in unserer digitalen Welt. Den Ausstieg sehen die Geschäftsbedingungen nicht vor. Man kann austreten, die Spuren aber lassen sich nicht mehr verwischen.

Es gibt inzwischen nicht nur den CO2-Fußabdruck, sondern auch den Bits-und-Bytes-Fußabdruck. Vermutlich wird man sich deshalb wohl oder übel auch künftig den Widersprüchen aussetzen müssen. Vermutlich sogar mehr denn je. Denn die Auswirkungen der disruptiven Veränderungen in unserer Branche sind in allen Lebensbereichen zu erkennen.

Wer dennoch an seinem Traum von der unbeschwerten Abgeschiedenheit festhalten möchte und nach einem passenden Domizil sucht, dem sei (sorry, das ist hier die Rubrik „Linktipp“!) die Seite Vladi Private Islands angeraten. Geworben wird mit dem Claim: „Weltrekordhalter im Inselverkauf“. Dann rauf aufs eigene Eiland. Aber ohne WLAN und Mobilfunkmast. Nichts soll die Idylle stören. Gutes Gelingen, die Flaschenpost bitte an die VDS-Geschäftsstelle.