Die Exoten dürfen bleiben

Internetsender Sportdeutschland.tv – Teil III

06.03.2016 Die ProSiebenSat.1-Mediengruppe ist inzwischen Mehrheitseigner bei Sportdeutschland.tv. Dem DOSB-Internetsender eröffnet dies neue Perspektiven. Abseitige Sportarten wie Seilspringen oder Kanu-Polo sollen aber weiterhin gezeigt werden.
Autor: Katrin Freiburghaus
Im ersten Teil des dreiteiligen Reports über Sportdeutschland.tv ging es um dessen erfolgreichen Wachstumskurs. Der zweite Teil beschäftigte sich mit der intensiven Zusammenarbeit zwischen den Sportverbänden und dem Internetsender.

Dass eine Symbiose von Sportdeutschland.tv und den Verbänden nicht nur die Wunschvorstellung des Deutschen Olympischen Sportbunds war, zeigte im August 2015 der Einstieg der ProSiebenSat.1-Mediengruppe. Die ist seitdem Mehrheitseigner der DOSB New Media, der DOSB hält noch knapp 30 Prozent. Florian Frank, Ressortleiter Marketing beim DOSB, betrachtet es als Meilenstein in der Entwicklung von sportdeutschland.tv, „dass eine der größten Mediengruppen Deutschlands aufmerksam wurde, aber nichts plattmachen, sondern mitmischen will“.

Letzteres ist insofern entscheidend, als viele olympische Sportarten in puncto Fernsehrechte an die Rechteagentur SportA gebunden und somit auf die Kooperation von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern angewiesen sind. „Am Beispiel der Handball-EM sieht man ja, dass das funktioniert“, sagt Frank. Beim Turnier in Polen hatte sich Sportdeutschland.tv mit SportA auf eine Zusammenarbeit geeinigt: Alle Spiele ohne deutsche Beteiligung waren online live und on demand abrufbar, die Partien des DHB-Teams erst unmittelbar nach Abpfiff als Aufzeichnung (Handball-Foto: Sampics/Augenklick).

Durch den Einstieg von ProSieben-Sat.1 ist neben dem Selbstbewusstsein auch der finanzielle Spielraum gewachsen. „Es ist aber nicht unser Ansatz, so zu tun, als seien wir ein großer Fernsehsender, der im großen Stil einkauft“, betont Beyer. Grundsätzlich bestehe aber die Möglichkeit, „auch mal in Rechte zu investieren“.

Zumal der neue Mehrheitseigner nicht in erster Linie schnelle wirtschaftliche Rentabilität im Sinn hat, sondern sich zunächst für weiteres Wachstum aussprach. Auf der Agenda stehen mobile Dienste und die Struktur der Seite. Wo bis vor einigen Monaten noch Durcheinander herrschte, sind mittlerweile Rubriken eingefügt, die einen schnellen Überblick ermöglichen. „Wir wollen den Einstieg erleichtern“, sagt Beyer – um künftig auch Zuschauergruppen zu erreichen, die nicht schon vorher wissen, weshalb sie da sind.

So sehr sich der Auftritt handwerklich professionalisieren soll, so wichtig ist Beyer, dass die ursprüngliche Idee, Vielfalt abzubilden, erhalten bleibt. „Die Exoten sind immer noch da, und das wollen wir auch gar nicht ändern“, sagt er. Und so bleiben Seilspringen, Kanu-Polo und Finswimming im Portfolio. Denn anders als in olympischen Dörfern aus echten Steinen ist in der digitalen Sportgemeinschaft tatsächlich Platz für alle.