„Moralisches Gewissen des deutschen Sports“

Hans Wilhelm Gäb zum 80. Geburtstag

30.03.2016 Der Name Hans Wilhelm Gäb steht für die Partnerschaft zwischen Sport, Wirtschaft und Gesellschaft. Am 31. März wird der Bundesverdienstkreuzträger 80 Jahre alt.
Autor: Wolfgang Uhrig
Wer einst in Rom ein Tor durchschritt, konnte ihn nicht übersehen: Janus, den Doppelgesichtigen, den Gott der Ein- und Ausgänge, der Ankunft und des Abschieds, der Vergangenheit und Zukunft, den Gott der Gegensätzlichkeiten.
 
Wer den Lebensweg von Hans Wilhelm Gäb verfolgt, entdeckt wie bei Janus, dass sich Gegensätze wie selbstverständlich vereinen können: kritischer Redakteur, kühl kalkulierender Automanager, berechnender PR-Mann, phantasievoller Funktionär und Journalist – im VDS die Mitgliedsnummer 1500 072.
 
Ein Mann und viele Karrieren. Gäb, geboren in Düsseldorf, war Deutscher Meister im Tischtennis, mit 20 Jura- und Germanstikstudent, mit 24 Sportjournalist beim Mittag, mit 32 in Köln Gründer der Auto-Zeitung, mit 37 Pressechef und Vorstand im Autokonzern Ford, mit 50 in Zürich Vizepräsident von General Motors, später Aufsichtsratsmitglied der Adam Opel AG.
 
Er war unter anderem in Deutschland und Europa Präsident im Tischtennis, im Präsidium des Nationalen Olympischen Komitees, Vorstand Deutsche Sport-Marketing. Und vor allem Vorstand und Motor im Sozialwerk Deutsche Sporthilfe – für ihn nach wie vor eine Herzensangelegenheit. Der Name Gäb (Foto: firo Sportphoto/Augenklick) steht für die Partnerschaft zwischen Sport, Wirtschaft und Gesellschaft.
 
Er ist ein Mann der leisen Töne, ein geduldiger Zuhörer, das vorgelebte gute Gewissen des organisierten Sports. Auszeichnungen wie Sportfunktionär des Jahres, Medienperson des Jahres, der Olympische Orden, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und das Große Bundesverdienstkreuz würdigen einen in vielen Bereichen außergewöhnlichen Menschen.
 
„Diese Ehrung ist eigentlich weniger meine Sache als eine Würdigung des Phänomens Sport, das mich ein Leben lang fasziniert und geformt hat. Ich habe dem Sport und dieser demokratischen Bundesrepublik zu danken, die mir ermöglicht hat, mein Leben nach meinen Vorstellungen zu führen“, sagte Gäb bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.

Menschlichkeit, Charme und Humor

Ansonsten tut er sich eher leicht mit so einem Kreuz. Ein anderes Mal antworte Gäb wie das wohl nur wenige können in solch einem Moment der feierlichen Überreichung: „Mein Vater wäre stolz gewesen – und meine Mutter hätte jedes Wort geglaubt.“ Typisch „Hans“, meinten dazu schmunzelnd einige, die ihn schon länger kennen und mögen wegen seiner Menschlichkeit, seinem Charme und Humor.
 
Nach Olympia 1992 in Barcelona, wo Gäb Deutschlands Chef de Mission war, sahen viele in ihm den künftigen Präsidenten im Nationalen Olympischen Komitee als Nachfolger für Willi Daume. Dann aber traf ihn 1994 eine Viruserkrankung, nach bangen Wochen rettete eine Lebertransplantation sein Leben. Danach gründete er zum Dank den Verein „Sportler für Organspenden“. Eine Aktion, für die seitdem Dutzende von Olympiasiegern und Weltmeistern als Fürsprecher auftreten.
 
Makellos sind Ruf und Integrität dieses Mannes, der mit pointierter Schreibe und jesuitischer Rhetorik für Fairplay im Alltag kämpft: „Die ewige Hoffnung der Menschheit auf ein wenig Fairness, auf ein wenig Anstand und auf ein wenig Gerechtigkeit im (Lebens-)Kampf hat sich immer auch auf das Beispiel Sport gerichtet.“ Der Sport-Informations-Dienst nennt ihn „das moralische Gewissen des deutschen Sports“.

Am 31. März wird Hans Wilhelm Gäb 80 Jahre alt – herzlichen Glückwunsch, Hans!