Neustart mit Rattay, Hilse und Matzke

Fotografen im VDS wählen Sprecherteam

25.01.2017 Der Reuters-Fotograf Wolfgang Rattay, die freie Fotografin Annegret Hilse und Stefan Matzke von der Agentur sampics bilden das neue Gremium der Fotografensprecher im VDS. Nach dem Rücktritt des langjährigen Sprechertrios um Markus Gilliar starteten die Fotografen damit in eine neue Ära.
Autor: Ute Maag
Am Ende stieg tatsächlich weißer Rauch auf – aber selbstverständlich nur symbolisch. DFB-Mediendirektor Ralf Köttker hatte den 55 VDS-Mitgliedern genau dies gewünscht, als er sie in den Räumen des Deutschen Fußball-Bundes zur alle zwei Jahre stattfindenden Tagung der Fotografinnen und Fotografen im VDS begrüßte (alle Fotos: Wolfgang Lüdicke).

Die Tagung stand in diesem Jahr unter ganz besonderen Vorzeichen. Während in den mehr als 20 Jahren zuvor an Sachfragen gearbeitet und stets der langjährige Fotografensprecher Markus Gilliar samt seinen beiden Sprecherkollegen im Amt bestätigt wurde, war diesmal ein Neustart nötig. Keine einfache Sache nach dem Rücktritt des kompletten Gremiums mit Gilliar, Kai Pfaffenbach und Matthias Hangst während der Fußball-Europameisterschaft im Juni vergangenen Jahres.

Denn zur Diskussion stand auch eine komplette Neuordnung mit regionalen Teams und verschiedenen Arbeitsgruppen. Alexander Hassenstein, Fotograf bei Getty Images, hatte seine Kandidatur für das Amt des VDS-Fotografensprechers, der traditionsgemäß auch einen der beiden Beisitzer-Posten im VDS-Präsidium besetzt, mit einem Konzept verknüpft. Allein – die Mehrheit der anwesenden Fotografinnen und Fotografen überzeugte es nicht. Zu unklar blieben (noch) die Zuständigkeiten und vor allem auch die Personen, die Verantwortung übernehmen sollten.

Gute Mischung – Agenturfotografen und Einzelkämpferin

Wolfgang Rattay aus Bad Honnef, seit 32 Jahren in Diensten der Agentur Reuters und neben Hassenstein der weitere Kandidat für das Amt, setzte dagegen auf die Beibehaltung der bestehenden Strukturen mit einem dreiköpfigen Sprecherteam und zwei weiteren gewählten Vertretern, die an den immer wieder zu erstellenden Akkreditierungsranglisten vor sportlichen Großereignissen mitarbeiten sollen. Ein Team hatte auch Rattay nicht in petto, aber er sprach in der Sitzung Einladungen zur Mitarbeit aus, die gleich reihenweise angenommen wurden.

So gab es zum ersten Mal seit Jahren für alle Positionen eine (geheime) Wahl. Die Mischung stellte am Ende die meisten zufrieden: Dem für eine große, internationale Agentur arbeitenden Rattay stehen als Stellvertreter Stefan Matzke von der familiengeführten Münchner Agentur sampics und die „Einzelkämpferin“ Annegret Hilse aus Berlin zur Seite. In die Arbeit an den Ranglisten bringen sich die erfahrenen und gut vernetzen Ina Fassbender und Moritz Müller ein.

Arbeit haben sie genug, denn für die Fotografen steht neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und dem ständigen Austausch mit DFB, DFL und anderen Sportverbänden vor allem ein Thema im Fokus: die Wahrung der Hauptberuflichkeit.

„Es kann nicht sein, dass immer mehr Agenturen 400-Euro-Kräfte und Amateure in die Stadien schicken“, erklärte beispielsweise Manfred Kettner. Ziel müsse sein, darüber bestand Einigkeit, den eigenen Laden – sprich: den VDS – sauberzuhalten und auf Vereine und Veranstalter einzuwirken, dass diese Akkreditierungsanträge sorgfältig prüfen.

Auch das Thema Transparenz von Entscheidungen wurde besprochen: Künftig soll es klare Kriterien für die Erstellung der Ranglisten und eine Veröffentlichung des Votums geben. Dafür steht allen VDS-Fotografen die Slack-Gruppe offen. Die Facebook-Fotografengruppe wird dagegen offline gehen.

Mehr Respekt angemahnt

Dem Interimssprecher Norbert Schmidt galt der Dank aller – vom Versammlungsleiter und VDS-Präsidenten Erich Laaser bis zu seinen frischgewählten Nachfolgern. Und auch sein Vorgänger Markus Gilliar wird beim nächsten Länderspiel gebührend verabschiedet werden.

Für die Zukunft mahnte Stefan Matzke mehr Respekt im Umgang miteinander und mehr Akzeptanz für getroffene Entscheidungen an. Wolfgang Rattay regte einen „Code of Conduct“ an, um Anfeindungen, wie sie zum Rücktritt seiner Vorgänger geführt hatten, auszuschließen.

Wie ein Papst fühlte er sich aber dennoch nicht. Er wolle sein Amt besonnen und pragmatisch führen und hält es mit Winston Churchill: „Der sagte mal, ein wahrer Diplomat sei einer, der zweimal nachdenke, bevor er nichts sagt. Ich bin nur ein halb guter Diplomat. Ich denke zweimal nach, bevor ich etwas sage.“