Praxisprojekt mit Vereinen – Lokale Strukturen stärken

Fachhochschule des Mittelstands Hannover

28.10.2017 Professionelle Öffentlichkeitsarbeit können sich insbesondere kleinere Vereine nicht leisten. In einem Praxisprojekt des Instituts für Sportkommunikation der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover gab es Unterstützung durch Studierende – zum gegenseitigen Nutzen.
Autor: Isabel Fröbius
Beim Handballverein HSG Hannover-Badenstedt läuft es sportlich gerade eigentlich ziemlich rund, doch warum wird in regionalen Zeitungen trotzdem nicht über sie berichtet? Oder warum schafft es der TuS Altwarmbüchen nicht, junge Unterstützer zu finden?

Diese und weitere Fragestellungen stehen im Zentrum eines Praxisprojekts des Instituts für Sportkommunikation der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover (IfS der FHM), des Handballverbandes Niedersachsen (HVN) und der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung. Dabei schlüpfen junge Sportjournalismus-Studierende in die Rolle von Mentoren, die vor Ort bei Vereinen oder Verbänden als Kommunikationsberater fungieren.

Im Zentrum steht stets die Frage: Wie kann die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert werden? Und darüber hinaus: Wie ist der Dialog mit den berichtenden Sportjournalisten? Welche Rolle spielen dabei die sozialen Netzwerke, und wie wird eine gute Pressemitteilung geschrieben?

„Wichtig ist, dass sich Öffentlichkeitsarbeiter in den Vereinen darüber im Klaren sind, dass sie im Umgang mit Sportjournalisten Dienstleister sind. Sportjournalisten agieren unabhängig. Mit ihnen professionell umzugehen ist für viele, gerade ehrenamtliche Vereinssprecher, keine Selbstverständlichkeit“, erklärt Prof. Dr. Marcus Bölz, Leiter des Instituts für Sportkommunikation (IfS) an der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover.

„Nie vergessen – die meisten von uns sind Amateure“

Für die Vereinsmitarbeiter sind dabei grundlegende Handreichungen relevant. „Man darf nie vergessen: Die meisten von uns sind Amateure – wir haben den Beruf des (Sport-)Journalisten nie gelernt. Wir vergleichen unseren Text vielleicht mit anderen Veröffentlichungen, aber schlussendlich sind wir darauf angewiesen, dass gelernte Journalisten in Redaktionen unsere Pressemitteilungen lesen und redigieren“, erklärt Uwe Pichlmeier, bei der HSG Leiter der Öffentlichkeitsarbeit.

Genau dies ist der Ausgangspunkt für das „Mentoring-Programm“ der FHM Hannover. Die Studierenden wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten mit der eigenständigen Planung, Konzeption und Durchführung eines komplexen Praxisprojekts betraut. Dabei konnten die Ziele unterschiedlich sein: Verbesserung von digitalen Kommunikationskanälen, direkte Kommunikation mit den Sportjournalisten oder Entwicklung der Kommunikationsarbeit eines Vereins.

Die Öffentlichkeitsarbeiter bekommen von den Projektpartnern die Möglichkeit, in einem Seminar an der FHM professionelle Standards der öffentlichen Kommunikation mit Journalisten, Verbänden oder gesellschaftlichen Multiplikatoren theoretisch zu reflektieren und praktisch umzusetzen. Finanziert wird das Projekt durch Fördergelder der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung.

„Bei dem Projekt mit dem Handballverband Niedersachsen gibt es eigentlich zwei Sieger. Einen Sportfachverband, der medialen Input von FHM-Studierenden erhält, die gleichzeitig Know-how aus dem Studium praxisnah anwenden können“, sagt der Wissenschaftliche Leiter der FHM Hannover, Prof. Dr. Jens Große.

Auch Carsten Schlotmann, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des HVN, zieht eine positive Bilanz: „Die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule des Mittelstands Hannover hilft nicht nur, vorhandene Kanäle zu überprüfen, sondern versetzt uns in die Lage, neue und innovative Wege zu gehen.“

Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe Oktober/November 2017 des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.