Beim Videobeweis Licht ins Dunkel bringen

Fazit „Schiedsrichter schulen Journalisten“

17.01.2018 Der Videobeweis hat schon für viele Diskussionen gesorgt. Passend fand unmittelbar nach Auftakt der Bundesliga-Rückrunde eine Schulung des Verbandes Deutscher Sportjournalisten in Zusammenarbeit mit der Schiedsrichter-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes statt. Eugen Strigel und Marco Fritz referierten.
Autor: Daniel Haug
Der VfB Stuttgart um Geschäftsleitungsmitglied Oliver Schraft hatte dazu seinen Medienraum in der Mercedes-Benz-Arena zur Verfügung gestellt. Nach einem Grußwort von VDS-Präsident Erich Laaser referierten Eugen Strigel als Mitglied der DFB-Schiedsrichter-Kommission und Bundesliga-Schiedsrichter Marco Fritz über den Videobeweis. Darüber konnten beide umfangreich Auskunft geben, da Strigel jedes Wochenende bei den Videoschiedsrichtern ist und Fritz aufgrund seiner Verletzung in den vergangenen Monaten dort vermehrt als Videoassistent zum Einsatz kam.
 
Zu Beginn präsentierte Strigel die Bilanz der Vorrunde: In 153 Spielen wurden 50 Empfehlungen zur Entscheidungskorrektur durch den Videoassistenten ausgesprochen. Daraufhin wurden 48 Entscheidungen geändert, von denen 37 korrekt und elf falsch waren. „Somit wurden 37 Fehlentscheidungen durch den Videoassistenten verhindert“, sagte Strigel (Foto: Daniel Haug). Dem 68-jährigen ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter war es während der Schulung sehr daran gelegen, etwas „Licht ins Dunkel“ des Kellers in Köln zu bringen.
 
So bot etwa Fritz Einblicke in die Kommunikation zwischen Feld- und Videoschiedsrichter. „Es kann sowohl ein Hinweis vom Videoassistent ausgehen, dass der Schiedsrichter etwas übersehen hat, genauso kann aber umgekehrt auch der Schiedsrichter den Videoassistenten auffordern, eine Szene zu überprüfen“, erläuterte der 40-Jährige.
 
Hierbei stellt sich wohl die größte Schwierigkeit: Welche Szenen werden gecheckt? Strigel hat diese Frage explizit noch einmal mit den Unparteiischen im Schiedsrichter-Trainingslager auf Mallorca in der Winterpause erläutert. „Kontrolliert wird nur bei klaren und offensichtlichen Fehlern“, machte Strigel deutlich.

Der vorhandene Ermessensspielraum soll weiter eingegrenzt werden. „Die Fehler müssen leicht zu identifizieren sein und zweifelsfrei nachgewiesen werden“, sagte Strigel. Insgesamt soll der Videoassistent weniger intervenieren und die Entscheidung hauptsächlich auf dem Feld belassen werden, auch um die Transparenz zu wahren.
 
Dieses Ziel wurde bereits deutlich, als im Seminar strittige Szenen aus der Hinrunde vorgespielt wurden. Mehrfach sagte Fritz: „Das ist eine Szene, wo in der Rückrunde nicht mehr eingegriffen werden soll.“ So beispielsweise beim Handspiel von Freiburgs Caglar Söyüncü im Spiel beim VfB Stuttgart oder der Schwalbe von Pablo de Blasis von Mainz 05 gegen den 1. FC Köln (Fritz-Foto: Daniel Haug). „Das waren zwei Szenen, die uns weh getan haben und die wir gerne ungeschehen gemacht hätten“, gestand Strigel.
 
Er wies die rund 40 anwesenden Journalistinnen und Journalisten aber auch auf den positiven Effekt hin. „Das Zurücknehmen der roten Karte für Frankfurts Marius Wolf gegen den FC Bayern war ein Musterbeispiel, wie wir uns den Videobeweis vorstellen.“
 
Insgesamt käme auch viel auf die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Videoassistent an. Letzterer möge laut Strigel die entsprechende Szene nur genau beschreiben und nicht direkt ein Urteil fällen. „Außerdem sollen die Schiedsrichter so pfeifen, als gäbe es den Videoassistenten nicht.“ Vermutlich wird das Thema Videobeweis weiterhin für viel Gesprächsstoff sorgen.