Der „Doppelpass“ als Lese-Spaß

Buch zum 25-jährigen Jubiläum

01.10.2020 Seit 25 Jahren gibt es den „Doppelpass“ bei Sport1. Ein zum Jubiläum erschienenes Buch bringt „Geschichten rund um die Kultsendung“. Dabei gibt es einiges zum Schmunzeln.
Autor: Wolfgang Uhrig
Drin ist, wer „in“ ist, sonntags um elf im „Doppelpass“ bei Sport1. Dazu also jetzt auch mal die komplette Gästeliste aus 25 Jahren, von Adler, René bis Zwingmann, Joachim. Eine Aufzählung von wer, wann, wie oft. Namen auf elf Seiten im „Doppelpass“ – so heißt nun auch ein Buch über den gleichnamigen Fernsehklassiker, ein Geschenk zum 25. Geburtstag der Kultsendung. Eine Dokumentation mit sehr viel mehr als nur nüchternen Fakten, der „Doppelpass“ als Lese-Spaß. Ein unterhaltsame Mischung – Berichte, Bilder und 160 Seiten Fakten zum Fußball mit jeder Menge vergnüglicher Anekdoten.

Wie das alles anfing mit dieser großen Meinungsbühne, erzählt ihr Erfinder Kai Blasberg. Er habe früher bei seinem Opa den politischen „Frühschoppen“ mit Werner Höfer geguckt, immer am Sonntagmorgen. „Hoppla, so ein Format kann es doch auch für den Sport geben.“ Die Pilotsendung am 17. Juni 1995 sahen dann 220.000 Zuschauer, 65.000 D-Mark hat sie gekostet (Abbildung Buchcover: Verlag Die Werkstatt).

„Wir kämpften damals gegen Widerstände. Die eigene Redaktion wollte uns nicht, die Bundesliga wollte uns nicht. Aber wir haben uns mit Hartnäckigkeit, Kompetenz und dem richtigen Riecher für das richtige Format und zur richtigen Uhrzeit durchgesetzt“, sagt Blasberg.

Als „Mann der ersten Stunde“ wird im Buch Jörg Krause vorgestellt, fast zwei Jahrzehnte verantwortlich für die Sendung. Krause erzählt, warum er Thomas Müller gerne einmal dabei gehabt hätte, auch Jürgen Klopp oder häufiger Freiburgs Trainer Christian Streich. „Aber der steht sonntagmorgens auf dem Trainingsplatz und will seine Jungs nicht allein lassen.“

„Hochaltar des deutschen Fußballs“

Der jetzige Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk erklärt, warum Armin Veh ein „besonders angenehmer Gast“ ist. Als Boss lobt er seinen Moderator Thomas Helmer, dessen Sonntags-Auftritte immer „leidenschaftlich und ungerecht“ auf Twitter kommentiert würden. „Aber das muss man am Hochaltar des deutschen Fußballs aushalten“, sagt Gottschalk.

Helmer selbst beschreibt seinen Weg vom Stadion ins Studio, er erzählt von der Schulung beim Altmeister Ernst Huberty. „Ich glaube,“ habe der Coaching-Guru zu ihm gesagt, „ich glaube, ein bisschen Talent haben Sie wohl.“ Und dieses habe dann der damalige DSF-Chefredakteur Axel Balkausky gefördert (Calmund-Foto: firo sportphoto/Augenklick).

Zum Schmunzeln sind die unzähligen Anekdoten. Dass Rainer Calmund nie allein zur Sendung erschien. „Mal brachte er seine Ehefrau Silvia mit, mal seinen Chirurgen und zuletzt seine Ernährungsberaterin. Weil er auf Diät gesetzt war und auf seine drei Eier mit einem Kilo Speck verzichten musste“, ist zu erfahren.

Wir lesen, was Rudi Völler zum „Sympathie-Weltmeister“ macht, und wie er sich im Flugzeug auf dem Weg zur Sendung von den Fähigkeiten des Löffel-Biegers Uri Geller überzeugen lassen musste. Oder über Volker Finke, der einmal beim Einmarsch in der berühmten Drehtür zum Sendeplatz steckenblieb.

„Ich bin ich total nervös, immer noch“

Harald Stenger enthüllt in einem Gastbeitrag, dass er nach einem gemeinsamen „Doppelpass“-Auftritt mit Gerhard Mayer-Vorfelder spontan und noch vor Ort vom damaligen DFB-Präsidenten „MV“ als Pressechef verpflichtet wurde. Stengers Vor-Vorgänger Rainer Holzschuh begründet, warum einst die Pläne seines kicker scheitern mussten, schon vor dem „Doppelpass“ eine Talkrunde ins Fernsehen zu bringen, und welche Rolle dabei das Ur-Gestein Uli Potofski von RTL spielte.

Wolfgang Golz, in der ersten Sendung 1995 ebenso zu Gast wie zuletzt 2020, gibt zu: „Immer, wenn das rote Licht an der Kamera angeht, bin ich total nervös. Immer noch.“ Und Alfred Draxler stellt fest: „Wenn es den ‚Doppelpass’ nicht gäbe – der Fußball-Gott würde ihn erschaffen.“

Sport1
„Doppelpass – Geschichten rund um die Kultsendung“
Verlag Die Werkstatt, Göttingen, August 2020
160 Seiten, Hardcover, viele Fotos
ISBN: 9783730705162
Preis: 19,90 Euro