Video-Futter für die Generation Z

TikTok-Report I

27.05.2021 Die Social-Media-Welt hat einen weiteren Star. TikTok rockt. Doch wie funktioniert die Plattform? sportjournalist-Autor Marc Lennart Wiese sorgt im ersten Teil des zweiteiligen Reports für Aufklärung.
 
TikTok ist eine der am stärksten wachsenden Social-Media-Plattformen überhaupt. Weltweit wurde die App bislang rund 2,5 Milliarden Mal heruntergeladen, fast 800 Millionen Nutzer*innen öffnen sie monatlich. Ein beispielloser Aufstieg, den in dieser Form kein Facebook, kein Instagram, kein Twitter hingelegt hat.

Doch was ist TikTok eigentlich und warum ist es so erfolgreich? Der zentrale Bestandteil der App sind Kurzvideos mit einer Länge von maximal 60 Sekunden. Böse Zungen behaupten: Länger reicht die Aufmerksamkeitsspanne der „Generation Z“ ohnehin nicht. Und damit sind wir auch schon bei dem Publikum, das dort hauptsächlich unterwegs ist. Laut einem Dokument, das die US-amerikanische Marketingzeitschrift Ad Age im Herbst 2019 veröffentlichte, waren zu diesem Zeitpunkt 69 Prozent der TikTok-User im Alter von 16 bis 24 Jahren.

Und das scheint auch auf Deutschland zuzutreffen. „Die meisten unserer Nutzer*innen sind 16 bis 25“, bestätigt Charlotte Kohlhas, verantwortlich für Medien-Partnerschaften des Netzwerks in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besonders die Einfachheit der App sei dafür ausschlaggebend. „TikTok erleichtert es Nutzer*innen, Inhalte zu konsumieren und selbst zu erstellen, indem sie dazu angehalten werden, sich pro Video auf eine Idee zu konzentrieren.“

Und das funktioniert so: Man filmt schrittweise beliebig viele Videoschnipsel und schneidet sie am Ende zusammen, versieht sie mit Textbausteinen, Emojis, Filtern und allem, was das Social-Media-Herz sonst noch begehrt. Dazu kann man die fertigen Videos mit Musik oder anderen Tonaufnahmen unterlegen und so seiner kreativen Ader freien Lauf lassen.

TikTok ist längst Teil der Arbeit diverser Redaktionen geworden

Mit dem Mix aus Unterhaltung und Kreativität scheint TikTok genau den Geschmack seiner jungen Zielgruppe zu treffen. Ein Erfolg, den auch Medienhäuser anstreben. Auch deshalb ist TikTok längst Teil der Arbeit diverser Redaktionen geworden. Seit November 2019 ist beispielsweise die „Tagesschau“ dort aktiv und erreicht gut 850.000 Follower*innen. In der sogenannten Biografie werden „Infos, Erklärvideos und Behind-the-Scenes-Material“ versprochen.

Natürlich versehen mit einem lustigen Emoji. Den Inhalt auf dem Profil beschreibt das ziemlich gut. Das erste Video zeigt den zum Jahresende augeschiedenen „Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer im Studio. Dieser dreht an einem Knöpfchen, das die Farbe seiner Krawatte bis zum gewünschten Resultat anpasst. Alles für die junge Zielgruppe. Die seriöse, öffentlich-rechtliche ARD will sich hier einem jungen Publikum öffnen, präsentiert sich locker und unterhaltend. News-Inhalte bleiben dennoch der Hauptbestandteil. Beweis genug, um festzustellen: Journalismus auf TikTok funktioniert. Doch es gibt auch deutliche Kritik an der Plattform.

Dieser Text stammt aus dem sportjournalist. Es wurde für die Verbreitung über die digitalen Kanäle des VDS als Zweiteiler angelegt. Im zweiten Teil des TikTok-Reports wird die Frage behandelt, auf welche Art sich Journalismus in diesem Sozialen Netzwerk refinanzieren lassen könnte und wieso die Plattform so umstritten ist.

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