Ein teurer Spaß

TikTok-Report II

03.06.2021 TikTok ist das heiße Ding in der Social-Media-Welt. Aber wie steht es um den Datenschutz? Und lassen sich die Aktivitäten der Medienhäuser im Netzwerk refinanzieren? sportjournalist-Autor Marc Lennart Wiese hat im zweiten und letzten Teil des Reports die Antworten.
 
Im ersten Teil des zweiteiligen TikTok-Reports wurde aufgezeigt, dass Journalismus auf der boomenden Video-Plattform inhaltlich gut funktioniert.

Das gilt nicht nur für Nachrichten aus den Bereichen Politik und Unterhaltung, sondern auch für den Sport. Wer mit seinem Medium ein jüngeres Publikum erreichen will, wird um TikTok in Zukunft wohl nicht mehr herumkommen. In Sachen Follower führt Sport1 die sportjournalistische Tabelle in Deutschland mit gut 750.000 Follower*innen an. Diesen werden täglich sportliche Kuriositäten und Meisterleistungen von Menschen aus aller Welt in Videoform serviert. Außerdem versucht man sich – ähnlich wie die „Tagesschau“ – an moderierten Kurznews.

DAZN setzt auf kurze Highlight-Clips, insbesondere aus dem Fußball. Nach dem gleichen Prinzip handelt Sky und gibt darüber hinaus Einblicke hinter die Kulissen. Spox bringt unter anderem unterhaltsamen Content aus Pressekonferenzen. Und wo Sportmedien vertreten sind, können auch Vereine nicht weit sein. Mittlerweile sind einige Bundesliga-Klubs auf TikTok unterwegs, darunter die Bayern und Borussia Dortmund.

Es ist also schon einiges los auf der Plattform, aber gerade für den Online-Journalismus stellt sich die Frage: Wie lassen sich Inhalte auf TikTok refinanzieren? „Die Ausspielung im ‚Für-Dich’-Feed ermöglicht es Sportmarken, Nutzer*innen anzusprechen, die möglicherweise noch keine Fans sind oder nur bedingt Affinität zum Sport haben. So können neue Zielgruppen erschlossen werden“, sagt Charlotte Kohlhas, bei TikTok verantwortlich für Medienpartnerschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Einen unmittelbaren Refinanzierungsweg gibt es aber noch nicht. Allerdings kann TikTok helfen, sich über Artikel-Verlinkungen Nutzer auf die eigene Website zu holen. Wie bei Instagram gibt es eine „Link in Bio“-Option. Einen „clickable link“ im Video beziehungsweise der Videobeschreibung selbst ist nicht vorhanden. „Obwohl es derzeit noch keine direkte Möglichkeit zur Monetarisierung gibt, ist es entscheidend, jetzt auf TikTok durchzustarten und sich eine starke Gemeinschaft aufzubauen“, wirbt Kohlhas.

TikTok steht unter kritischer Beobachtung – vor allem in den USA

Mal abgesehen vom Hype und dem rasanten Wachstum steht TikTok quasi seit seiner „Geburt“ unter kritischer Beobachtung. Im Gegensatz zur US-amerikanischen Konkurrenz wie Facebook und Instagram stammt die Idee zur App aus China. Dort heißt sie Douyin und bietet dieselben Möglichkeiten. Kritiker befürchten, dass Nutzerdaten aus der App über Bytedance, den Eigentümer von TikTok, in die Hände der chinesischen Regierung gelangen könnten.

Außerdem gibt es spätestens seit Beginn der Proteste in Hongkong Zensurvorwürfe. Videos von den Demonstrationen gegen das sogenannte „Sicherheitsgesetz“ waren auf der Plattform nur schwer aufzufinden. Ein Beitrag der „Tagesschau“ über die Unterdrückung von Muslimen in China spricht zumindest gegen eine totale Zensur. Der frühere US-Präsident Donald Trump drohte dennoch damit, die App in den Vereinigten Staaten verbieten zu wollen. Am Ende wurde dies jedoch gerichtlich untersagt.

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