Zurück zur Normalität

Editorial der 1. VDS-Vizepräsidentin Elisabeth Schlammerl

02.05.2022 Für Spieler und Publikum herrscht in den Stadien fast wieder Normalzustand. Doch für die Print- und Online-Journalist*innen ist der Vor-Corona-Status bei vielen Klubs noch lange nicht wieder hergestellt. Das muss sich ändern, fordert die 1. VDS-Vizepräsidentin Elisabeth Schlammerl in ihrem Editorial.
 
Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,

es ist fast wieder wie früher: Spieler suchen in der Stadionkurve den Kontakt mit den Fans, posieren für Selfies und feiern ausgelassen in großer Runde. Sogar die riesigen Weißbiergläser sind zurück. Sie gehören traditionell zur Meisterfeier des FC Bayern, waren aber in den vergangenen beiden Jahren aus Hygienegründen verboten. Und auch bei Interviews mit den Rechteinhabern der diversen Fernsehanstalten und Streamingdiensten gibt es keine Masken und keine größeren Abstände mehr.

Nur für die Print- und Online-Journalist*innen ist der Vor-Corona-Status bei vielen Klubs noch lange nicht wieder hergestellt. Gut, die Medientribünen sind wieder fast voll, auch gibt es nun oft, zumindest nach dem Spiel, wieder Präsenz-Pressekonferenzen. Und wie eine Umfrage des VDS unter den Verbindungsleuten der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga gezeigt hat, ist in einigen Stadien sogar die Mixed Zone wieder geöffnet – mit Masken und teilweise tagesaktuellen Schnelltests (Schlammerl-Foto: Ina Fassbender).

Aber längst ist dies eben nicht überall der Fall. So finden bei einem im Süden beheimateten Verein nicht nur die Pressekonferenzen noch immer digital statt, sondern die Print- und Online-Kolleg*innen können dort ihre Fragen dem Trainer nach den Spielen seit zwei Jahren nicht selbst stellen, sondern müssen sie zuvor dem Pressesprecher per WhatsApp schicken. Das war vielleicht in den ersten Wochen nach dem Neustart der Bundesliga im Mai 2020 akzeptabel, mussten sich doch alle erst auf die veränderten Bedingungen einstellen.

Dass aber der Klub dieses Behelfstool bis jetzt einfach beibehielt, obwohl es auch im Schwabenland die technische Möglichkeit eines Dialogs bei virtuellen Meetings geben soll, ist nicht hinnehmbar. Zwar hat der Trainer stets die Fragen gewissenhaft abgearbeitet, auch die kritischen, aber wer Böses dabei denkt, sieht die Gefahr einer Zensur. Immerhin versprach der Verein, in der neuen Saison wieder Präsenz-Pressekonferenzen und auch eine Mixed Zone anzubieten – wenn uns nicht bis dahin die nächste Corona-Welle überrollt. Ähnliche Überlegungen gibt es auch bei einigen anderen Klubs, die bisher noch zurückhaltend bei ihren Medienaktivitäten agiert haben.

In der neuen Saison müssen wieder Vor-Corona-Bedingungen herrschen

Nicht nachvollziehbar ist allerdings, dass sich ein paar Vereine hinter der Deutschen Fußball Liga verstecken. Die DFL habe darüber zu entscheiden, ob in der neuen Saison wieder Präsenz-Pressekonferenzen und eine Mixed Zone angeboten werden können, heißt es auf Anfrage. Da scheinen die Verantwortlichen der jeweiligen Presseabteilungen allerdings die Ausführungen der DFL im Hygienekonzept für die laufende Saison nicht gründlich genug gelesen zu haben.

Denn darin steht, dass die Öffnung der Mixed Zone von Vereinen geprüft werden könne, wenn es die Pandemie-Lage erlaubt und die Innenbereiche des Stadions wieder geöffnet sind. Die DFL verweist zudem stets auf das Hausrecht der Klubs. Und das bedeutet, dass die Vereine selbst darüber entscheiden dürfen, ob sie den Journalist*innen nach den Spielen im Stadion mehr anbieten als nur eine digitale Pressekonferenz. Der VDS ist jedenfalls der Meinung, dass auch für Print- und Online-Journalist*innen in der neuen Saison wieder Vor-Corona-Bedingungen herrschen müssen.

Herzliche Grüße, Elisabeth Schlammerl (1. VDS-Vizepräsidentin)