Prof. Dr. Michael Schaffrath – „Facettenreichtum als Fundament“

Berufsschule Sportredaktion

19.12.2015 Sportredaktionen waren bei vielen Journalisten das Sprungbrett für eine große Karriere außerhalb ihres ursprüngliches Ressorts. Prof. Dr. Michael Schaffrath, Leiter Sport, Medien und Kommunikation an der TU München, erklärt, warum Sportjournalisten so wandlungsfähig sind.
 
Was verbindet Regierungssprecher Christian Sachs und Bestseller-Autor Axel Hacke mit den TV-Talkerinnen Maybrit Illner und Anne Will? Was die WDR-Intendanten Fritz Pleitgen und Friedrich Nowottny mit Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer und dem Verleger Bodo Harenberg? Alle begannen ihre journalistische Laufbahn im Sport. Das ist kein Zufall, sagt Prof. Dr. Michael Schaffrath (Foto: TU München).

Warum fällt der Umstieg vom Sport auf andere Themenbereiche leicht? Aus meiner Sicht liegt das daran, dass der Sport – vor allem früher – ein Ressort war und je nach Sportart auch noch heute ist, bei der man verschiedene journalistische Kompetenzen als Reporter, Redakteur, Interviewer etc. relativ „gefahrlos“ in jungen Jahren der Karriere einüben kann.

Die (damals) schönste Nebensache der Welt besaß doch in den 1960er- und 1970er-Jahren eher den „Außenseiter-Status“ in den Redaktionen, wie Siegfried Weischenberg in seiner Dissertation 1976 beschrieb.

Im Unterschied zur großen Politik und zur komplexen Wirtschaft wurde und wird der Sport weniger ernst genommen und die Sportjournalisten konnten sich in verschiedenen journalistischen Rollen ausprobieren. Ein derartiger Facettenreichtum in der täglichen Berufspraxis bildet ein gutes Fundament für die weiteren Karriereschritte.

Dazu kommt meiner Meinung nach, dass im Sport bis heute der Umgang mit Prominenten sehr viel leichter ist als in anderen Ressorts. Das liegt unter anderem daran, dass die Spitzensportler meist jünger sind als die Sportjournalisten – auch hier liegt ein gravierender Unterschied zu den Ressorts Politik oder Wirtschaft.

Spitzensportler und Sportjournalisten können sich aufgrund der ähnlichen Altersstruktur anders gegenübertreten als Spitzenpolitiker und Politikjournalisten beispielsweise. Das Verhältnis von Nähe und Distanz gegenüber den Athleten unterscheidet sich im Sportjournalismus im Vergleich zum Umgang mit Spitzenpolitikern oder Wirtschaftsbossen gravierend.

Schließlich glaube ich, liegt es auch daran, das Sportberichterstattung immer eine Mischung aus Information und Unterhaltung sein muss. Und wer auf der Klaviatur des Infotainments gelernt hat, der ist dann auch in der Lage, beide Genres zu bedienen.