Einsteiger Robin Meyer – „Sport macht mich glücklich“

Serie „Einsteiger, Aussteiger, Umsteiger“

13.11.2018 VDS/Macromedia-Stipendiat Robin Meyer ist mehr denn ja davon überzeugt, dass Sportjournalismus sein Ding ist. Im sj-Interview erklärt der Freiburger, was ihn besonders anspornt und warum er Sommerspringen doof findet.
 
Im Oktober 2017 sicherte sich Robin Meyer das Stipendium, das die Hochschule Macromedia und der Verband Deutscher Sportjournalisten ausloben. Schon als Teenager war der Freiburger, Jahrgang 1998, ehrenamtlich für den baden-württembergischen Fußball-Oberligisten Bahlinger SC tätig. Noch heute macht er das Stadionheft, jetzt von seinem Studienort Hamburg aus.

sportjournalist: Robin Meyer, Sie studieren seit gut einem Jahr an der Hochschule Macromedia Hamburg. Wollen Sie noch immer Sportjournalist werden?
 
Robin Meyer: Auf jeden Fall! Ich sehe inzwischen deutlich mehr Möglichkeiten für meinen späteren Beruf. Dank der Macromedia und des Stipendiums habe ich Zugänge in die Welt des Sportjournalismus erhalten. Ich habe schon jetzt sehr viel erlebt, mehr als ich jemals erwartet hätte (Foto Stipendiat Meyer, rechts, und Macromedia-Professor Dr. Thomas Horky: Macromedia).
 
sj: Was zum Beispiel?

Meyer: Ich mache ständig neue Erfahrungen. Viele praktische Projekte an der Uni, raus aus dem Hörsaal. Wir drehen Filme oder erstellen Liveberichte. Man lernt am besten, indem man selbst etwas ausprobiert. Wir werden an der Macromedia für sämtliche Genres ausgebildet. Man muss nicht alles können, aber bereit sein, alles zu lernen. Im Praxissemester werde ich mir intensiv die elektronischen Medien anschauen.

sj: Sie stammen aus dem Südwesten Deutschlands, nun sind Sie im Norden. Schon Unterschiede festgestellt?

Meyer: Hamburg ist eine große Stadt. Da erlebst du automatisch viel, wenn du wie ich aus Bahlingen kommst, einem kleinen Dorf bei Freiburg. In Hamburg gibt es eine große Vielfalt an Journalismus, deutlich mehr als in Freiburg. Du kannst im Printbereich klassischen Tageszeitungsjournalismus machen oder auch Boulevard.

sj: Wohin tendieren Sie?
 
Meyer: Ich möchte mich derzeit nicht festlegen, sondern erst einmal alles ausprobieren an Mediengattungen und Arten der Berichterstattung. Ich werde noch herausfinden, was ich in zweieinhalb Jahren machen möchte, wenn das Studium beendet ist. Ein persönliches Highlight war für mich die Mitarbeit an der Gestaltung der WM-Beilage der Hamburger Morgenpost, für die ich freiberuflich tätig bin. Ich habe die Weltmeisterschaft komplett anders erlebt. Vorher war ich Leser, jetzt bin ich Journalist und war ein Teil davon.
 
sj: Sie haben schon drei Kriminalromane veröffentlicht. Warum studieren Sie überhaupt Sportjournalismus und nicht Literaturwissenschaften?
 
Meyer: Ich hatte von klein auf eine Leidenschaft für Sport, habe viel ausprobiert und bin weiterhin sehr aktiv. Jetzt berichte ich auch noch über Sport. Es macht mich glücklich, wenn ich mich mit Sport beschäftigen kann. Mein Bauchgefühl hat mich nicht getrogen, Sportjournalismus war die richtige Entscheidung. Ich bin mit viel Herzblut dabei.

sj: Der Sport wird immer unappetitlicher, durch Korruption und Doping zum Beispiel. Schreckt Sie das nicht ab?

Meyer: Im Gegenteil. Gerade weil im Sport nicht alles toll ist, ist es ein Grund mehr, Sportjournalist zu werden. Das Spannende sind aus meiner Sicht die komplexen Zusammenhänge. Es gehören Politik und Wirtschaft dazu. Auch kritische Dinge müssen sein, sonst betreibt man Sportjournalismus als Hobby. Welche riesige Rolle die Politik spielt, haben wir diesen Sommer bei der WM in Russland erlebt. 2022 wird es in Katar ähnlich sein. Und es gab zuletzt keine Olympischen Spiele ohne politischen Einfluss.
 
sj: Wie empfinden Sie die zunehmende Kommerzialisierung im Milliardenbusiness Sport?
 
Meyer: Mich ärgert es ungemein, wenn eine Sportart so stark verändert wird, dass sie kaum noch wiederzuerkennen ist und zu einem reinen Medienereignis wird (Foto Athlet beim Sommerspringen: firo sportphoto/Augenklick).
 
sj: Worauf spielen Sie an?

Meyer: In Hinterzarten, das unweit meines Heimatortes liegt, ist eine Schanze, da finden Sommerspringen statt. Sie sind zu weit gegangen, finde ich, das ist gegen die Natur des Sports. Wenn ich Skispringen höre, denke ich an Wintersport und minus zehn Grad Celsius, aber nicht an tropische Temperaturen und drei Wochen Sonne.

Mit Robin Meyer sprach Clemens Gerlach (der Autor gehörte als Vertreter des VDS zur Jury der Stipendium-Vergabe)

Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe Oktober/November 2018 des sportjournalist. Hier geht es zur Bestellung des Einzelheftes beim Meyer & Meyer Verlag. Mitglieder des VDS erhalten den alle zwei Monate erscheinenden sportjournalist automatisch per Post und können sich das Heft zudem im Mitgliederbereich kostenlos als PDF herunterladen. Dies gilt auch für ältere Ausgaben.