VFS-Jubilar

Erich Stör zum 90. Geburtstag – Die Gelassenheit in Person

24.05.2025

Am 24. Mai wird Erich Stör 90 Jahre alt. Eine kleine Feier im Familienkreis gibt es, kein großes Brimborium. Das war ja nie die Sache des ehemaligen FR-Sportchefs.

 

25 Jahre ist es jetzt her, dass Erich Stör in der Frankfurter Rundschau seinen letzten Kommentar geschrieben hat. Bisweilen in der Zeit, da seine Redaktion oben im fünften Stock in der Großen Eschenheimer Straße in der Kantine zu Mittag aß – noch ohne irgendeine Idee, was das Thema des täglichen Sportkommentars sein könnte. Als die Bande dann satt herunterkam, hat Erich Stör en passant gesagt, er habe da mal was geschrieben zu dem und dem Thema.

Manchmal hatte er danach die Beine auf seinen Schreibtisch gelegt, später war er noch einen Espresso trinken. Die Redaktion hatte ja alles im Griff, er machte allenfalls hie und da ein paar Vorschläge. Bessere meistens. Er war ja schon ein großer Teamplayer, ehe das Wort Einzug hielt in den täglichen Sprachgebrauch. Zu seiner Zeit nannte man das kollegial. Er stellte sein Ego zugunsten der Redaktion hintan. Welt- und Europameisterschaften, Olympische Spiele, große Finals – bei den Top-Ereignissen war er nie vor Ort, da ließ er seine Redakteure ran, er kümmerte sich um die Organisation, ums Blatt, ums Layout und dass Texte und Bilder gut präsentiert wurden (Logo: Verein Frankfurter Sportpresse).

Erich Stör war und ist ein Mann großer Gelassenheit, ein unaufgeregter Beobachter, der sich nie an sogenannte Stars herangewanzt hätte, er wahrte Distanz, selbst zu jenen, mit denen er gut bekannt war. Vielmehr holte er mit seinen Kommentaren so manches sportliche One-Hit-Wonder auf den Teppich zurück. Hype, Glanz und Glamour waren dem gelernten Bauschlosser eher suspekt. 1957 war „est“, so sein Kürzel, zur Frankfurter Rundschau gekommen, erst als Freier, dann Redakteur. Ab 1985 übernahm er von Bert Merz die Ressortleitung im Sport bis 2000, lange 43 Jahre.

Der gebürtige Frankfurter engagierte sich selbst im Rentenalter noch bei Aktionen der FR-Schlappekicker. Ohnehin war ihm das Soziale ein persönliches Anliegen. Und natürlich liest er sie weiterhin, die Rundschau, wenngleich er sich zuletzt öfter darüber ärgert, nichts mehr von den Abendspielen der Frankfurter Eintracht im Blatt zu finden. Dann schreibt er lieber selbst online in seinem von Sohn Oliver eingerichteten Zeitungsmagazin „Stör-Signale“. Über Gott und die Welt, über das, was ihn interessiert. Und er darf sich einer treuen Lesergemeinde sicher sein.

Eine längere Fassung von Thomas Kilchensteins Gratulationstext für Erich Stör finden Sie hier auf der Website des Vereins Frankfurter Sportpresse.