„Wenn Worte meine Sprache wären“ – so lautet ein Liedtitel Tim Bendzkos, das in seiner ungewöhnlichen Formulierung Klaus Schwarze ganz sicher gefallen hat. Klaus hatte beides: eine klare Sprache und eine einprägsame Stimme, und er hatte Spaß am sorgfältigen und spielerischen Umgang mit dem Wort.
Wer am Telefon mal lediglich seinen Anrufbeantworter erreichte, der hörte folgende Ansage: „Bitte nicht gleich rotsehen, wenn sie Schwarze nur vom Band hören – wir machen gerade blau und sind im Grünen. Wenn ihnen das alles zu bunt wird, sagen sie gerne, was sie uns weismachen wollen.“ Humorvoll, bescheiden und unprätentiös – so war Klaus Schwarze (Logo: VWS).
Dabei hat er in seinem Wunschberuf alles erreicht, was man als Sportjournalist erreichen kann. Anfangs ein eher ruhiger und fast schweigsamer Kollege, lernte er das TV-Geschäft seit 1965 beim WDR von der berühmten Pike auf und kannte dadurch alle Facetten des Metiers. Er wurde schnell zu einem Mitarbeiter der Sportschau-Redaktion, dessen Wort zunehmend Gewicht bekam.
1971 fand er die richtigen Worte, gegen anfängliche Bedenken die Redaktion von seiner Idee einer Zuschauerwahl zum „Tor des Monats“ zu überzeugen. Dieses Format ist auch nach 53 Jahren aus der „Sportschau“ nicht wegzudenken, und bleibt sein Vermächtnis an die Zuschauer. Sein Sprachtalent und seine tiefe, sonore Stimme wurden sein Markenzeichen als vielseitiger Reporter. Zunächst im Fußball, wo er einer der ARD-Livekommentatoren wurde, später im Handball.
Als gebürtigem Gummersbacher galt dieser Sportart seine große Liebe. Und wo er konnte, legte er gute Worte ein, um diese Sportart auch medial nach vorne zu bringen. Fachkundig und emotional begleitete er Erfolge und Misserfolge der deutschen Teams und wurde so für viele Zuschauer zur Stimme des Handballs (Schwarze-Foto: privat).
Er war 15 Jahre Leiter der „Sportschau“, die er auch lange Zeit als das Gesicht des WDR neben Heribert Faßbender und Addi Furler moderierte. Zum Ende seiner beruflichen Karriere trat er für die Zuschauer mehr in den Hintergrund und rückte als Programmchef der WDR-Sportgroßereignisse mehr in den Vordergrund. Die Olympischen Spiele in Atlanta, die Fußball-Weltmeisterschaften in den USA und in Frankreich sowie die Europameisterschaften in den Niederlanden und Belgien und in Portugal verantworte er.
Auch da war er stets für neue Ideen und Formate offen, und er nutzte diese Ereignisse, um junge Kollegen zu fördern und Mitarbeiter aus Produktion und Technik durch diese Highlights zu motivieren. Auf sein Wort konnte sich jeder im Team verlassen. Mit seiner Fähigkeit, erst in Ruhe zuzuhören, bevor er seine Meinung, seine Entscheidungen oder seinen Rat in Worte fasste, schaffte er es meistens, kritische Situationen oder aufkommende Konflikte zu lösen. Nicht immer einfach in einem Metier, in dem viele Menschen deutlich extrovertierter und eitler waren als er selbst.
Klaus Schwarze nahm sich selbst nicht wichtig, aber sein Wort hatte immer Gewicht. Auch im Ruhestand verfolgte er alle Bereiche des Sports in vielen TV-Übertragungen mit größtem Interesse. Wenn rückblickend die Sprache auf sein Leben kam, dann schwärmte er mit dankbaren Worten vom Traumberuf, den er haben durfte, und von seiner Frau, seiner Tochter und seinem Enkel. Klaus Schwarze fehlt nicht nur diesen dreien seit seinem Tod am 18. September – sechs Tage vor seinem 84. Geburtstag.