VSHS-Segelfrühstück

Kiel und Hamburg bei Olympia-Bewerbung in einem Boot

26.06.2025

Beim traditionsreichen Segelfrühstück der VSHS wurde intensiv diskutiert. Im Mittelpunkt stand die deutsche Olympia-Bewerbung.

 

Schwimmende Tribünen vor dem Hafen in Kiel-Schilksee. Funktioniert das? Christoph Holstein hatte bei der Podiumsdiskussion der Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten im Olympiazentrum Kiel-Schilksee genug. „Wir fliegen auf die Rückseite des Mars, schicken von da gestochen scharfe Fotos und diskutieren hier über schwimmende Tribünen, ob das geht“, sagte der in Hamburg für den Sport zuständige Staatsrat (Logo: VSHS).

Die Diskussion habe er in Hamburg bei der Vorstellung der Idee einer Eröffnungszeremonie mit Pontons auf der Binnenalster auch gehabt. „Wir machen uns doch weltweit lächerlich, wenn wir sagen, wir wollen bei Olympia richtig groß mitspielen, aber trauen uns nicht zu, schwimmende Tribünen irgendwo hinzusetzen. Wir müssen wieder dahin, dass wir uns was zutrauen, dass wir Großes vorhaben. Wenn wir diesen Mut nicht haben, dann brauchen wir erst gar nicht in die internationale Bewerbung zu gehen.“

Die deutsche Olympia-Bewerbung für 2036, 2040 oder 2044 - beim traditionellen Segelfrühstück der VSHS während der Kieler Woche war dies das Thema. Es wurde in Schilksee über den Wettstreit zwischen Berlin, München, Rhein-Ruhr und Hamburg gesprochen, das Segelrevier, Sportstätten und auch den Hyperloop, der zwischen Kiel und Hamburg Reisen in einer Röhre mit bis zu 1000 Kilometern pro Stunde ermöglichen soll.

Hamburg hat sich in der Entscheidung des Segelreviers, Kiel oder Rostock-Warnemünde, als einziger Bewerber für Kiel ausgesprochen. In Kiel sind zudem Rugby im Holstein-Stadion und Handball vorgesehen. „Das bekommen wir alles hin. Anfang des nächsten Jahres haben wir den Spatenstich für das neue Holstein-Stadion. Die Erfahrung von 1972 hat gezeigt, dass alles, was man sowieso braucht, wie damals den Autobahnanschluss, man schneller und entschlossener macht. Das ist dieser Push“, sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer.

Hamburgs Staatsrat Christoph Holstein: „Wir haben aus den Fehlern gelernt und werden die Dramaturgie ändern“

Nach der gescheiterten Bewerbung für die 2024er-Spiele, dem Nein der Bevölkerung im November 2015, plant Hamburg erneut ein Referendum – am 31. Mai 2026, kurz nach dem Hamburg-Marathon. „Diese positive Grundstimmung wollen wir mitnehmen, wir haben aus den Fehlern gelernt. Wir hatten damals eine Anfangseuphorie, die dann verflogen ist. Wir werden die Dramaturgie ändern“, sagte Holstein. Kiel plant das Referendum zeitgleich (Foto: Felix Diemer/Kieler Woche).

Magdalena Finke, in Schleswig-Holstein für den Sport zuständige Staatssekretärin, ergänzte: „Das Schöne ist, dass die Bewerbung nachhaltig ist. Wir bauen zum Beispiel eine Bootshalle, unabhängig von Olympia. Das muss, das wird weitergehen, auch um den Breitensport zu stärken. Unsere Botschaft ist: Wir haben Bock auf Olympia.“

„Durch eine Olympia-Bewerbung wird der Sport mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft getragen. Er wird sichtbarer, auch in seiner Vielfalt“, sagte Barbara Ostmeier, frisch gewählte Präsidentin des Landessportverbandes Schleswig-Holstein.

Olympia wäre auch ein Booster für inklusive Sportarten und die Sanierung der Sportstätten. „Wir haben da einen immensen Sanierungsstau“, betonte Ostmeier. Ohne Sportstätten werde es kein Olympia geben. „Wir müssen Sport und Bewegung auch an die Schulen bekommen. Die Athleten der Zukunft sind die Kinder von heute an den Schulen.“

Bei erfolgreichen Referenden werden anschließend die vier Konzepte durch die Bundesregierung und den DOSB geprüft und eine Empfehlung ausgesprochen. Der DOSB entscheidet Ende 2026, wer für Deutschland ins Olympia-Rennen geht. „Natürlich wird es drei Verlierer geben, das liegt am System”, erklärt Ostmeier, „um so wichtiger ist es, zu vermitteln, dass es um und für den Sport in ganz Deutschland geht.“

Eine längere Fassung von Jens Kürbis’ Nachbericht zum VSHS-Segelfrühstück finden Sie auf der Website der Lübecker Nachrichten. Bitte klicken Sie dazu hier (€). Auf Gerhard Müllers Aufmacherfoto sind von links nach rechts abgebildet: Dirk Ramhorst (Regattachef Kieler Woche), Ulf Kämpfer (Oberbürgermeister Kiel), Barbara Ostmeier (Präsidentin Landessportverband Schleswig-Holstein), Magdalena Finke (Staatssekretärin Innenministerium Schleswig-Holstein), Christoph Holstein (Staatsrat Innenbehörde Hamburg) und Jens Kürbis (Moderator von den Lübecker Nachrichten).