Sein Markenzeichen war neben dem stets verschmitzten Lächeln der gelbe Fotografenkoffer, mit dem er sich von den meist schwarzbepackten Kolleg*innen abhob. Ralf Poller hat mit seiner Kamera Szenen für die Ewigkeit eingefangen auf Sportplätzen und in Sporthallen. Und wenn man mit ihm auf Termin war, konnte man beobachten, wie einfühlsam er mit seinen Motiven umgegangen ist, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Diese Momente wird es nicht mehr geben, denn Ralf Poller ist am 14. Oktober im Alter von nur 59 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.
Inspiriert von seinem Vater Peter, der in Göppingen eine Kultfigur ist, entdeckte er die Leidenschaft fürs Fotografieren. Ralf Poller lebte mit seiner Familie im Oberstenfelder Ortsteil Gronau. Von dort aus hat er die Sportwelt erkundet – gleichermaßen regional und global. Er hat sein Objektiv nicht nur auf die großen Sportereignisse gerichtet. Ralf Poller hatte auch immer ein Herz für den Lokalsport, begleitete beispielsweise die inzwischen aus dem Ligabetrieb abgemeldeten Handballerinnen aus Ludwigsburg, zuvor aus Bietigheim-Bissingen, von der Kreis- bis in die Bundesliga. Fußball-Bezirksligist FC Marbach lief am vergangenen Sonntag mit einem Trauerflor auf und gedachte des langjährigen Begleiters vor dem Spiel (Logo: Verein Sportpresse Württemberg).
Der Name seiner Agentur avanti beschreibt ganz gut das berufliche Leben des Fotografen. Oft hatte er nicht lange Zeit bei seinen Terminen, weil er schon wieder zum nächsten musste, erzählt eine Kollegin. Und doch hatte Ralf Poller meist das Auge für den entscheidenden Moment. Er kam spät und ging oft (viel zu) früh – wie er sich auch jetzt viel zu schnell von denen, die ihn mochten, für immer verabschiedet hat. Das waren ganz viele. Ralf Poller war ein Herzensmensch, empathisch und gesellig, der eine große Lücke hinterlässt. Das zeigt unter anderem die enorme Anteilnahme bei Wegbegleitern, Vereinen, Medien, für die er gearbeitet hat, im Kolleg*innenkreis und bei den Mitgliedern im Verein Sportpresse Württemberg, dem er seit 1992 angehörte.
Doch Ralf Pollers Leben bestand nicht nur aus schönen Bildern, die er über die Jahrzehnte eingefangen hat. Da war auch die Familie, die ihm Halt gab und bei der er zur Ruhe fand. Seine Frau Antje und die beiden adoptierten Söhne Juan und Tiago sind überwältigt, welchen Zuspruch sie bekommen und wie viel Wertschätzung ihrem Mann und Papa entgegengebracht wird. Ralf Poller hat seinen Jungs viel mitgegeben. Juan arbeitet bei einem mittelständischen Betrieb als Teamleiter, der 18-jährige Tiago hat im Sommer einen Profivertrag beim Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim unterschrieben und spielt in der U23. Natürlich war er Ralfs Lieblingsmotiv. Es ist so traurig, dass er seinen Weg nicht mehr weiterverfolgen kann.
Elke Rutschmann