Der VWS trauert

Zum Tode von Ulrich „Ulli“ Potofski – Eine Reporter-Legende

06.08.2025

Als Journalist war Ulrich „Ulli“ Potofski ein Unikat. Und einer, den fast alle, die mit ihm zu tun hatten, als ausgesprochen angenehmen Zeitgenossen empfunden haben. Im Alter von 73 Jahren ist er nun gestorben.

 

Dass er einmal im Vorstand des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten mitgearbeitet hat, ist im Rückblick nur noch eine Randnotiz. Obwohl er immer wieder versicherte, es habe ihm viel Spaß gemacht. Dass sein Beruf ihm nicht nur großen Spaß machte, sondern Lebensinhalt war, merkte man in jedem Moment seiner engagierten Tätigkeit. In den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts fing er beim WDR an, wechselte 1984 zu RTL und entwickelte die Fußball-Sendung „Anpfiff“, ein damals vollkommen neues Format, das er ab 1988 moderierte.

Ulrich „Ulli“ Potofski war als Fernsehjournalist ein Unikat – und vor allem einer, den fast alle, die mit ihm zu tun hatten, als ausgesprochen angenehmen Zeitgenossen empfunden haben. Ihm konnte man nie böse sein. Sein Erfolg als Fernsehmann stieg ihm nie zu Kopf, Arroganz war ihm vollkommen fremd, ein hilfsbereiter Kollege, selbstlos – und immer in erster Linie an der Sache interessiert und orientiert.

Die Sache – das war der Sport, natürlich in erster Linie der Fußball, der ihn prägte, und er ihn, was die Übertragung im Fernsehen anging. „Mit Pioniergeist hat er die neuzeitliche Fußball-Berichterstattung mit angestoßen, als Schalker den schmalen Grat gemeistert zwischen medialer Neutralität und königsblauer Herzensangelegenheit“, mit diesen Worten kondolierte der FC Schalke 04. Das trifft es, auch wenn das mit der Neutralität nicht immer funktionierte. Ulli Potofski, in Gelsenkirchen geboren, war ein Kind des Ruhrpotts, ein Schalker, er bekannte sich zu diesem Klub (Potofski-Foto: Markus Gilliar/GES-Sportfoto).

Potofski reportierte und moderierte zwar immer in erster Linie mit dem Kopf und unverwechselbarer Stimme, aber doch auch immer mit dem Herzen. Das schätzten die Menschen an ihm, die Fernsehzuschauer, aber auch die Fußballlehrer, die gelegentlich über Reporter schimpfen, achteten ihn ausnahmslos. Weil Potofski einer war, der unbestreitbar hohe Kompetenz und Sachkenntnis besaß, seine Bedeutung nie über die Sache stellte.

Er war ein Naturtalent. Und er war nie nur Reporter. Potofski schrieb Kinderbücher, Potofski brachte es als Schlagersänger in frühen Jahren auf die Bühne der ZDF-Hitparade, den Titel der Scheibe weiß ich nicht mehr. Ulli Potofski war einer, der die Menschen für sich gewinnen konnte, nicht nur die Kolleginnen und Kollegen, auch die Fans im Stadion, die Leute auf der Straße. Potofski war mit jeder Phase seines Körpers ein großer Kommunikator, als Fernsehreporter ist er eine Legende. Das ist ein großes Wort, aber Ulli Potofski darf es mit Fug und Recht für sich beanspruchen.

Ulli Potofski war ein herzlicher Mensch, in jeder Hinsicht uneitel, was Fernsehleuten ja nicht immer leichtfällt

Zeitgenossen wie Alexander von der Groeben oder Holger Pfandt („So einen feinen Menschen wie Ulli trifft man nicht oft im Leben“), viele andere Fernsehkollegen und -kolleginnen, verdanken ihm viel, auch die Karriere von Esther Sedlaczek förderte Potofski mit großem Engagement. 2006 wechselte er zu Sky, damals noch Premiere. Potofski war auch deshalb eine Erfolgsgeschichte, weil er ein herzlicher Mensch war, in jeder Hinsicht uneitel, was Fernsehleuten ja nicht immer leichtfällt.

Aber Potofski war einer, der die Leute mitnahm, mit über 70 Jahren immer noch an der Seitenlinie für Sky. Zuletzt wurde es ruhiger um ihn, wieder im Krankenhaus, aber Potofski arbeitete weiter, obwohl er um seine Lage wusste. Am 31. Juli war er mit seinem Podcast „Herz, Seele, Ball“ nochmals auf Sendung, auch wenn man der Stimme schon anmerkte, dass es nicht mehr zum Besten stand um ihn. Uli Potofski, einer der populärsten deutschen Bundesliga-Reporter, ist am 3. August im Alter von 73 Jahren gestorben.

Christoph Fischer (VWS-Präsident)