Daniel Meuren, 52 und VDS-Mitglied, begleitete als Sportredakteur mit den Schwerpunkten Fußball, Ringen und Darts mehr als zwei Jahrzehnte lang den 1. FSV Mainz 05 journalistisch, eher er 2020 innerhalb der FAZ aus dem Sport in die Rhein-Main-Redaktion wechselte. Meuren hat mehrere Bücher publiziert, unter anderem gemeinsam mit Tobias Schächter ein Werk über den Trainer Thomas Tuchel. Im November 2024 wurde Meuren in den Aufsichtsrat des Vereins gewählt, in dem der echte "Meeenzer Bub" von der F- bis zur A-Jugend selbst Fußball gespielt hatte.
sportjournalist: Daniel Meuren, Sie sind seit November 2024 Aufsichtsrat von Mainz 05. Haben Sie Einfluss auf die seither so positive sportliche Entwicklung?
Daniel Meuren: Als neu gewählter Aufsichtsrat haben wir da natürlich gute Argumente (lacht): Wir sind nach mäßigem Saisonstart auf Platz elf gestartet und es ging seither nur bergauf - zwischenzeitlich bis in die Champions-League-Plätze. Da haben gerade wir neu ins Gremium gewählte Vertreter viele Schulterklopfer erhalten. Im Ernst: Wir haben natürlich keinerlei direkten Einfluss auf die sportliche Entwicklung.
sj: Wie kam es zu dem für einen Journalisten ungewöhnlichen Mandat? 
Meuren: Es gab irgendwann vor allem einen entscheidenden Denkanstoß aus dem Vereinsumfeld. Diese Person war überzeugt, dass es dem Verein gut tun würde, wenn ich meinen kritischen journalistischen Blick einbringen könnte im Klub. Ich lehnte zunächst ab, weil ich es für unvereinbar hielt. (Foto Daniel Meuren: 1.FSV Mainz 05/Max Drevermann)
sj: Was waren zunächst Ihre Bedenken?
Meuren: Es hätte für mich nicht gepasst, wenn da zu viel Politik oder auch Wirtschaft im Spiel gewesen wäre mit Interessenverflechtungen, wie es bei den meisten anderen Vereinen mit Anteilseignern, die Aufsichtsräte entsenden, zwangsläufig wäre. Mainz 05 ist aber ein reiner Mitgliederverein. Voraussetzung war selbstverständlich, dass ich seit 2020 nicht mehr im Sport arbeite und nach zwei Jahrzehnten der engen journalistischen Begleitung nicht mehr über 05 berichtet habe. Meine berufliche Tätigkeit war auch aus Sicht des FAZ-Herausgebergremiums, dessen Zustimmung ich natürlich einholen musste, kein Ausschlussgrund.
sj: Ist es für Sie okay, wenn man Sie als Seitenwechsler bezeichnet?
Meuren: Ich bin weiter in allererster Linie Journalist. Ich weiß um meine andere Rolle in dem Gremium. Aber ich nehme für mich in Anspruch, dass ich intern genauso frage, wie ich es als Journalist tun würde. Ich darf auf noch genauere Antworten bestehen. Ich darf es eben nur nicht publizieren, sondern mein Fragerecht eben im Sinne der Mitglieder nutzen.
sj: Was kann ein Journalist denn in einem solchen Gremium einbringen?
Meuren: Ich sage allen Journalistenkollegen aufgrund meiner bisherigen Erfahrung im Aufsichtsrat, dass wir oft unterschätzen, was wir können. Ich spüre enorme Wertschätzung im Aufsichtsrat – natürlich für Kompetenzen bezüglich allem, was Kommunikation betrifft. Ich merke aber auch, welch fundiertes Wissen um das Bundesliga-Business wir als Fußballreporter ansammeln. Im konkreten Fall kommt hinzu, dass ich den Verein gerade in einer Vereinskrise vor einem Jahrzehnt, deren Folge neue Strukturen samt Aufsichtsrat waren, kritisch beobachtet habe. Da bringe ich insgesamt Wissen ein, das sich wunderbar mit den Kompetenzen meiner acht Kollegen ergänzt. Zu guter Letzt hatte ich ein Jahrzehnt in einem karitativen Verein Erfahrungen gesammelt in Gremienarbeit. Auch das hilft mir erstaunlich viel.
sj: Gibt es denn kein Misstrauen im Verein, dass ein Journalist zu geschwätzig sein könnte?
Meuren: Nein, das spüre ich überhaupt nicht. Anfangs scherzte ich gerne, dass ich eh nur meinem Arbeitgeber was stecken könnte, während ich als Journalist durchaus Aufsichtsräte kennengelernt habe, die mehreren Medien Dinge durchstechen. Vertrauen ist bei Mainz 05 ein sehr ausgeprägtes Element, eine Stärke des Vereins.
sj: Haben Sie nun viel mehr Einblicke als früher als Journalist?
Meuren: Natürlich habe ich jetzt sehr detailliertes Wissen um Zahlen, Fakten und Dokumente, die ein Journalist so nicht hat. Aber vom Grundsatz her ist ein Fußballverein schon so transparent und durchlässig, dass man als Journalist keineswegs ein ganz falsches Bild hat.
sj: Was genau ist Ihre Aufgabe?
Meuren: Das Wichtigste ist durch die Satzung geregelt. Der Aufsichtsrat tagt monatlich zusammen mit dem Vorstand, entscheidet über die Budgetplanung, muss Infrastrukturprojekte begleiten und letztlich absegnen oder auch Vorstände berufen und die Verträge gestalten. In Unterausschüssen arbeiten wir im kleinen Kreis an bestimmten Themen wie Vereinsentwicklung, Digitalisierung oder Prüfung der Finanzen. Darüber hinaus verstehen wir uns als eine Art ständige Vertretung aller Mitglieder. In diesem Sinne geben wir auch Impulse in die Arbeit des Vorstands. Aber wir achten sehr genau darauf, dass unser Handeln nie in den Ruch des operativen Wirkens kommt.
sj: Wird die Aufsichtsratstätigkeit vergütet?
Meuren: Auch das ist bei Mainz 05 vollkommen transparent geregelt, und ich weiß diese Transparenz auch in anderen Punkten sehr zu schätzen. Jeder Aufsichtsrat erhält für seine ehrenamtliche Tätigkeit eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 1000 Euro und einen Parkausweis für die Heimspiele.
Inga Radel war Volontärin, Redakteurin und London-Sportkorrespondentin bei der Deutschen Presse-Agentur. Darüber hinaus war sie sechs Jahre Kommunikationschefin des Hamburger Tennisturniers am Rothenbaum. Heute ist sie u.a. als Beraterin in der Frankfurter Kommunikationsberatung Corecoms tätig. Sie ist VDS-Mitglied. Hier geht es zu ihrem LinkedIn-Profil.