Was bedeutet die kürzlich von den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder beschlossene Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für den Sportjournalismus? Ein zentraler Punkt ist immerhin die Deckelung der Ausgaben für Sportrechte. Bislang hat die ARD in der nun auslaufenden Beitragsperiode etwa 240 Millionen Euro pro Jahr für Sportrechte ausgegeben. Dieser Betrag soll bei der Hälfte gedeckelt werden. Die Bundesländer haben damit womöglich die "Kuh" jetzt erst aufs Eis gezerrt, denn die Konsequenzen könnten den Sport und vor allen Dingen die Rezipienten im Land teuer zu stehen kommen. Reduziert sich damit das Sportangebot im Free-TV? Fließt weniger Geld in den Sport? Lassen sich die Abonnement-Preise im Pay-TV stabil halten?
Viele Kolleginnen und Kollegen beim ZDF und in den ARD-Sendern sind Mitglieder im VDS. Sie stehen vor gewaltigen Herausforderungen, denn die Redaktionen werden ihr Sportangebot neu ausrichten müssen. Sie kämpfen so schon um jede Sendeminute, bei der geplanten Reduktion der Radio- und Fernsehsender wird das kein Spaziergang. Das wird es auch nicht für die Zuschauerinnen und Zuschauer, denn auf einen Schlag steht auch "Liebgewonnenes" auf dem Prüfstand. Macht eine Sportschau oder ein Sportstudio ohne Bilder aus dem rechtebehafteten Spitzensport noch Sinn? (Keil-Foto: Edith Geuppert)
Möglicherweise erwarten die Verleger bundesweit kurzfristig durch die angestrebte Begrenzung der Online-Inhalte bei den öffentlich-rechtlichen Sendern neue Impulse. Aber dabei sollte nicht übersehen werden, dass viele Verleger bei der Verlagerung ihrer Geschäftsmodelle aus dem Print- in den Onlinebereich erstaunlich ideenlos geblieben sind. Die Einschränkung der konkurrierenden Angebote wird das nicht vergessen machen. Im Regional- und Lokalsport haben die Verleger häufig das Feld völlig ohne Not und Konkurrenzdruck geräumt. Informationen sind nur noch auf Vereins- und Verbandsseiten zu finden, der unabhängige Lokaljournalismus, einst das Aushängeschild der Verlage, hat sich hier bereits verabschiedet. Werden die Verleger diesen nun mit der Reform wieder aufbauen und stärken?
So selbstbewusst die Länderchefs die massiven Einschnitte in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verkauft haben, so lapidar haben sie die Entscheidung über die Anpassung des Rundfunkbeitrages auf Dezember verschoben. Die vielleicht eingesparten 58 Cent im Monat pro Haushalt werden zigfach für nunmehr neu entstehende alternative Angebote fällig. Dass die Politik das als verantwortungsvolles Handeln im Sinne der Verbraucher verkauft, ist mindestens bemerkenswert.
Wir brauchen im Sportjournalismus mehr berufsständischen Austausch. Veränderungen in unserem Arbeitsumfeld können und müssen wir besprechen, Erfahrungen austauschen, Ideen und Impulse entwickeln. Zweimal im Jahr treffen wir uns auf Präsidiums- und Vorstandsebene mit den Regionalvereinen, kürzlich sind wir im virtuellen Verbandsrat zusammengekommen. Dort reden wir über organisatorische Dinge, die meist digital nachlesbar und veränderbar sind. Wir müssen unsere Angebote verändern, Räume für den Austausch zu berufsständischen Themen schaffen, wir haben im Verband das Knowhow dazu. Damit werden sich Chancen ergeben – davon bin ich überzeugt.
Herzlichst,
Ihr André Keil