Liebe Kolleginnen und Kollegen,
einer der wichtigsten Existenzgründe für den VDS ist das Eintreten für die freie und uneingeschränkte Berichterstattung. Medien- und Meinungsfreiheit sollten in einer Demokratie selbstverständlich sein, und dennoch müssen wir regelmäßig daran erinnern. Zwei Beispiele der vergangenen Wochen möchte ich dabei anführen.
Die Kolleginnen und Kollegen, die sich für das jährliche Symposium der Welt-Antidoping-Agentur WADA am 18. März in Lausanne akkreditieren wollten, sahen sich mit fragwürdigen Bedingungen konfrontiert. Da hieß es zum Beispiel: Unangemessene Kommentare über die Veranstaltung, die Redner oder Teilnehmer sind zu unterlassen. Die WADA würde die Einhaltung der gestellten Bedingung "überwachen" und sich vorbehalten, Medienvertretern die Akkreditierung zu entziehen und den Zugang zu WADA-Veranstaltungen zu verweigern. Rechtliche Schritte und Schadensersatzansprüche würden davon unberührt bleiben. Was die WADA konkret mit unangemessenen Kommentaren meinte, durften sich die betroffenen Kolleginnen und Kollegen selbst ausmalen.
Das Präsidium des VDS und der Präsident der AIPS legten Protest bei der WADA ein, diese änderte kurzfristig die Akkreditierungsbedingungen.
In diesem Fall führte der Protest zu einem Einlenken, aber dennoch müssen wir ständig aufpassen, dass unsere freie Berufsausübung nicht ausgehöhlt wird. (Foto: Edith Geuppert)
In einem weiteren Fall wird sich erst noch zeigen, ob es gelingt, die "Kuh vom Eis" zu holen. Hier spielen kommerzielle Interessen eine gravierende Rolle, und das hat Konsequenzen für die unabhängige Berichterstattung. Die Klubs der Fußball-Bundesliga überlegen offensichtlich, den Medien, die Übertragungsrechte erworben haben, zukünftig mehr Inhalte zur Verfügung zu stellen. Da wird es sich zuvorderst um mehr exklusive Interviews handeln. Die Erwartungshaltung der zahlenden Sender ist klar – exklusiver Content lockt mehr zahlende Rezipienten, kann sendezeitverlängernd wirken und eine bessere Refinanzierungs- und Profitrate bringen.
Aber mehr Exklusivität für die Rechteinhaber darf nicht zu einer Beschränkung der Berichterstattung der nichtzahlenden Medien führen. Besonders in der Presselandschaft zeigt sich Besorgnis.
Wir werden die Entwicklung kritisch beobachten und uns für einen unabhängigen Sportjournalismus in der Fußball-Bundesliga stark machen.
Herzlichst,
Ihr André Keil