Der mediale Tross aus Deutschland bei der Klub-WM ist vergleichsweise übersichtlich. Das ist nachvollziehbar – und auch wieder nicht. Es hat mit Geld zu tun – aber nicht nur. Die Frauen-EM scheint jedenfalls mindestens so viel Aufmerksamkeit zu genießen.
Es gibt gute Gründe, warum Fans, aber auch die Medien hierzulande mit der gerade laufenden Klub-WM fremdeln. Zu teuer, zu aufgeblasen, im "falschen" Land, ein Spielzeug von FIFA-Präsident Gianni Infantino, dem das Geld wichtiger ist als die Gesundheit der Fußballspieler. Alles Argumente, die auch hinreichend medial begleitet werden. Oft von der Redaktion daheim, weil eine Dienstreise in die USA als zu kostspielig und/oder überflüssig gilt.
Das musste ein freiberuflicher Kollege erfahren, als er im Frühjahr begann, die Dienstreise zur Klub-WM zu planen. Da die finanziellen Vorleistungen (Flug, Unterkunft, Visum) nicht unerheblich sein würden, fragte er erst einmal bei Zeitungen und Online-Plattformen an, ob überhaupt Interesse an einer regelmäßigen Berichterstattung von der Klub-WM bestehe, auch über die Spiele von Borussia Dortmund und des FC Bayern hinaus. Die Antwort lautete: eher nein. Sie war wohl vor allem im Sparzwang der Redaktionen begründet, aber nicht nur. (Schlammerl-Foto: Edith Geuppert)
Von der gerade beginnenden Frauen-EM zu berichten, lohnt sich für freiberufliche Kolleginnen und Kollegen dagegen; und das liegt nicht in erster Linie an den geringeren Reisekosten. Schon weit vor dem ersten Spiel in der Schweiz wurden größere und kleine Geschichten dazu in den deutschen Medien veröffentlicht. Den Medienhäusern scheint dieses Turnier quasi vor der Haustür einen größeren Honorar-Etat wert zu sein. Wer hätte gedacht, dass einmal eine Frauen-EM den Vorzug vor einer Männer-WM bekommt?
Dabei hat auch dieses Infantino-Turnier noch andere Facetten, über die es sich lohnt zu berichten. Die aber sehen vor allem jene, die vor Ort sind und in einem Pulk von feiernden brasilianischen Fans landen.
Dass der mediale Tross aus Deutschland übersichtlich ist, zumindest jenseits der Dortmunder und Münchner Spiele, ist einerseits nachvollziehbar. Eine Klub-WM ist ja keine Nationen-WM, die, egal, ob Bayern-, Dortmund-, Schalke- oder HSV-Fan, Fußball-Interessierten und solche, die es nur bei einem großen Turnier sind, in den Bann zieht. So gesehen sind die Einschaltquoten der Spiele der beiden deutschen Mannschaften gar nicht so schlecht.
Als der Klub-Weltmeister noch in einem einzigen Finale oder später bei einem Mini-Turnier irgendwann im Winter irgendwo auf der Welt gekürt wurde, war das Interesse eher geringer. Andererseits ist diese Turnierplanung der deutschen Medienhäuser längst ein Trend, der auch bei der Mammut-WM im kommenden Jahr in den USA, Mexiko und Kanada zu sehen sein wird. Konzentration auf die deutschen Spiele – der Rest wird zu Hause übernommen oder von den Agenturen, die allerdings längst auch nicht mehr bei jedem Spiel dabei sind.
Übrigens: Der Kollege, der Anfang des Jahres noch ganz sicher gewesen war, im Sommer in die Vereinigten Staaten zu fliegen und sogar schon einen Akkreditierungsantrag bei der FIFA gestellt hatte, ist daheimgeblieben.
Herzlichst,
Ihre Elisabeth Schlammerl