Linktipp „Zitatforschung“

Geistreich, aber von dubioser Provenienz

27.03.2023

Mit klugen Zitaten lässt sich ordentlich punkten. Besser: Ließ sich. Denn dank der „Zitatforschung“-Website des österreichischen Philosophen Gerald Krieghofer können nun die scheinbar so klugen Herrschaften Gernegroß und Lallmaul ganz dezent der Dampfplauderei überführt werden.

Autor: Clemens Gerlach

Auf Partys oder anderen gesellschaftlichen Ereignissen stehen sie oft im Mittelpunkt – diese so weltgewandten wie kultivierten Menschen. Haben zu allem etwas Geistreiches zu sagen und sind nie um ein Bonmot verlegen. Verlegen sind hingegen häufig die anderen. Stehen doof rum, staunen Bauklötze und fragen sich, wo diese Dauerreisenden im Wissenskosmos nur diese Weisheiten herhaben.

„Also ich halte es ja mit Aristoteles“, sagt nonchalant einer dieser Mega-Gewitzten, „wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ Hört sich super an, macht Eindruck, ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Denn so erquickend diese Sentenz auch sein mag, sie stammt nicht vom griechischen Philosophen (Screenshot: falschzitate.blogspot.com).

Gern genommen, quasi ein Gassenhauer der vermeintlichen Genialität, ist auch dieses Zitat: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Super, kennt doch jeder, ist von Mark Twain. Nö. Kam auch nicht aus dem Munde Karl Valentins, Kurt Tucholskys oder Winston Churchills. Es ist aber schon vertrackt. Klingt zu gut, um wahr zu sein. Manno!

Glücklicherweise gilt aber: „Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.“ Danke, lieber Erich Kästner, Sie pfiffiger Schriftsteller, das haben Sie formvollendet gesagt. Ach so, ist gar nicht von Ihnen? Und auch nicht von Johann Wolfgang von Goethe, einem der üblichen Verdächtigen?

Es ist fast schon profan. Dieser kluge Baumaterial-Spruch geht, so weit sich das sagen lässt, auf den TV-Moderator Robert Lembke zurück, wurde dann in die Welt getragen und den eben genannten Geistesgrößen zugeschrieben. Woher wir das wissen? Schauen Sie einmal auf die Website Zitatforschung.

Gerald Krieghofer betreibt dieses nicht kommerzielle Angebot und listet sehr viele Zitate auf, die so beliebt wie von falscher Urheberschaft sind. Der österreichische Philosoph, dem es um die „Eindämmung falscher Zitate“ geht, freut sich über Zuschriften, die der Aufklärung dienen. Finanzielle Spenden sind aber auch willkommen.

Denn wie sagte doch einst der Milliardär John D. Rockefeller. „Der Scheck heiligt die Mittel.“ Oder war es doch dessen Bruder William? Herr Krieghofer, bitte übernehmen Sie!