Nach Olympia ist vor Olympia: Kaum war Paris vorbei, begann auch schon die logistische Vorbereitung auf die Winterspiele 2026. Die Akkreditierungsfrist ist längst abgelaufen, und bis Ende Februar mussten die Redaktionen, Fotografen und Freelancer bereits ihre Hotelwünsche für Mailand und Cortina d'Ampezzo an das Organisationskomitee melden. In der Regel ist das für Olympische Winterspiele nicht allzu kompliziert.
Zuletzt standen oftmals zwei Standorte zur Auswahl: Oben in den Bergen, wo Ski-Wettbewerbe, Biathlon sowie Bob und Rodeln stattfanden, oder unten in der Stadt bei den Eishallen – und meist waren auch die Wettkämpfe im jeweils anderen Cluster halbwegs gut zu erreichen. In Turin, Vancouver und Sotschi war es so, in Pyeongchang 2018 gab es für Journalisten sogar nur ein Mediendorf.
Im nächsten Jahr ist aber alles anders. Mailand und Cortina d’Ampezzo liegen mehr als 400 Kilometer und rund fünf Autostunden voneinander entfernt – und daneben und dazwischen haben die Veranstalter weitere Orte mit olympischen Wettkämpfen bedacht: Bormio, Livigno, Predazzo, Fleimstal und Antholz. In Verona wird die Schlussfeier stattfinden. Und sollte die Bobbahn in Cortina d’Ampezzo doch nicht rechtzeitig fertig werden, würden die Olympischen Winterspiele 2026 von Italien bis nach Lake Placid in den USA reichen. (Foto Schlammerl: Edith Geuppert)
Die in ganz Norditalien verstreuten Winterspiele sind nicht nur der berechtigen Forderung des IOC, so wenig neue Wettkampfstätten wie möglich zu errichten, geschuldet, sie haben auch politische Gründe. Die Provinzen zwischen Mailand und Cortina wollten alle etwas abhaben vom großen Olympia-Kuchen, was schließlich unter anderem dazu führte, dass die alpinen Wettbewerbe in zwei 300 Kilometer voneinander entfernten Orten stattfinden.
Schnell mal wie in Vancouver, Sotschi oder Turin von einem Ort zum anderen zu kommen, wird im kommenden Jahr kaum oder gar nicht möglich sein. Wer als Redaktion nur eine Akkreditierung hat oder Freelancer ist, muss sich einen strategisch günstigen Standort aussuchen und wird trotzdem nur wenige der 16 olympischen Wintersport-Disziplinen in den gut zwei Wochen live verfolgen können. Und ob es bei der räumlichen Trennung der Wettkampfstätten überhaupt gelingt, so etwas wie olympische Atmosphäre einzufangen, ist fraglich.
Das alles ist ein Vorgeschmack auf die nächsten Fußball-Großereignisse. Schon bei der in diesem Sommer erstmals stattfindenden Klub-WM in den USA gestaltet sich eine Reiseplanung schwierig. Und dann ist da im nächsten Jahr die Fußball-WM in Kanada, Mexiko und den USA. Vier Jahre später sind sogar drei Kontinente an der Weltmeisterschaft beteiligt.
Nicht nur finanziell kommen auf die Medien aufgrund der hohen Reisekosten und bei Großereignissen immer üppiger werdenden Hotelpreise große Herausforderungen zu, sondern auch logistisch. Und für Freelancer lohnen sich diese Veranstaltungen ohnehin immer weniger.
Herzlichst,
Ihre Elisabeth Schlammerl