Kolumne "Hardt und herzlich"

So geht das!

03.03.2025

Andreas Hardt macht Urlaub in Australien. Und stellt fest, wie viel den Menschen dort der Sport bedeutet.

 

Das Schwimmbecken in Byron Bay, direkt hinter dem Strand. 25 Meter, sechs Bahnen. Kleine Sitztribünen, alles voll, Wuseligkeit rund um das Becken. Zahlreiche Kinder, Jugendliche und ihre Eltern. An einem Mittwochnachmittag. Ein Schulschwimmen oder so ähnlich. Gerade werden die 25 Meter Freistil aufgerufen. Etwa 15-jährige Jungs, die alle sicher und schnell kraulen können. Natürlich können sie das. Wie die jüngeren und die Mädchen in den Wettkämpfen danach und davor auch. Und es ist völlig klar, dass es auch Sieger gibt, der Spaß ist dennoch allen anzusehen.

Morgens um 7.00 Uhr am Strand von Noosa Heads. Eine Gruppe Jugendlicher springt mit ihren Surfboards ins Meer, paddelt raus bis zum Brechpunkt der Welle. Die Kids schwingen sich auf das Brett und reiten die Welle bis zum Strand. Vor dem Schulbeginn mit Englisch und Algebra im Schulgebäude geht das so.

Es ist immer wieder faszinierend, wie dieses ganze Land Australien in Bewegung zu sein scheint. Morgens an der Southbank in Melbourne joggen sie, sie erklimmen Nationalparks mit ihren Fahrrädern. Rentner treffen sich zum Bowles auf einem gepflegten Grün inmitten der Kleinstädte, jeder Ort hat sein Cricketoval, seinen Fußball- oder Rugbyplatz, den öffentlichen Tenniscourt. Alles da, gepflegt, angenommen von den Menschen. (Foto Hardt: privat)

Australien mit seinen rund 26 Millionen Einwohnern hat bei den Olympischen Spielen 2024 18 Goldmedaillen gewonnen, 53 insgesamt und damit Rang vier in der Nationenwertung hinter den USA, China und Japan belegt. Und weit vor Deutschland (82 Millionen) mit 12 goldenen und 33 Medaillen insgesamt.

2032 richtet Brisbane die Olympischen Sommerspiele aus. Neben den USA ist es dann das einzige Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg "die Jugend der Welt" zum dritten Mal zu den Spielen empfängt – und das einzige überhaupt, das dies mit drei unterschiedlichen Städten tut. Und es wird keinen Zweifel daran geben, dass diese Spiele in der Metropole von Queensland großartig werden.

Eben weil der Sport in der australischen Gesellschaft so stark verankert ist. Und mit Blick auf die Olympiabilanz des Landes muss man ja auch wissen, dass dessen Topathleten gar nicht alle an den Spielen teilnehmen. Weil nämlich Australian Rules Football (AFL) und Rugby League sowie Cricket viele der besten Sportler anziehen. Schwimmolympiasieger werden ist schön, das Grand Final der AFL vor 100.000 in Melbourne zu gewinnen aber der Traum der meisten. Die AFL, die ähnlich der US-amerikanischen NFL als Liga organisiert ist, ist eine Geldmaschine mit den besten Verdienstmöglichkeiten für die Spieler. Rund eine Milliarde australische Dollar betrug der Umsatz 2024, 45 Millionen Dollar der Gewinn der Liga.

Australien hat 1981 die landesweit tätige Behörde School Sports eingerichtet, die mehrmals reformierte Leitlinien und Organisationen für den Schulsport erarbeitet hat und beaufsichtigt. Wettkämpfe über die jeweiligen Städte, Länder und Staaten hinaus bis zu bundesweiten Finals werden dabei als "wichtig für zeitgenössische Schulerziehung" angesehen. 2025 wird das School-Sport-Finale wie eine Art "Mini-Olympia" in Ballarat ausgetragen.

Noch Fragen? Bei uns reden die Politiker auch gerne von Olympischen Spielen. Mal schauen, was die Regierung Merz nun anfasst, um eine durchgreifende Durchdringung des Sports in der Gesellschaft zu etablieren. Und dafür auch die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen...

Bei dem Schwimmwettbewerb in Byron Bay übrigens schwamm auf Bahn eins ein Teilnehmer deutlich langsamer als alle anderen. Nach etwa 15 Metern konnte er nicht mehr, Helfer packten ihn an den Händen und zogen ihn ins Ziel. Dort war zu sehen, dass er zahlreiche Schwimmhilfen benötigte, trotzdem freute sich der Junge sehr, dass er es geschafft hatte. Inklusion können die Australier also auch. 

Andreas Hardt, vormals Redakteur bei SID und dapd, arbeitet als freier Journalist von Hamburg aus. Er schreibt die Kolumne "Hardt und herzlich" für den monatlichen Newsletter des Verbandes Deutscher Sportjournalisten. Hier gelangen Sie zu Hardts Xing-Profil.