Wie Konstantin Krüger Golf populärer machen will

Eine besondere Herausforderung

05.11.2025

Konstantin Krüger ist seit August für die Kommunikation des Deutschen Golf Verbandes (DGV) zuständig. Was er bewegen will, beschreibt Andreas Hardt.

 

Anfang August war Konstantin Krüger in München Riedhof. Er schaute sich das Final Four der Deutschen Golf Liga (DGL) um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft an. Das war sozusagen die erste Amtshandlung des neuen Bereichsleisters Kommunikation, Marketing und Digitales beim Deutschen Golf Verband (DGV). Und für ihn Neuland, das er mit großem Interesse entdeckte. "Das ist ein richtig gutes Produkt, da war eine tolle Stimmung, Spannung und super Sport", urteilt das Mitglied im Verein Hamburger Sportjournalisten noch ein Vierteljahr später, "aber das weiß kaum einer, wir müssen deshalb viel stärker die Golfblase verlassen."

Genau das wird seine Aufgabe sein. Rund 680.000 Menschen in Deutschland spielen organisiert Golf, das Potenzial Interessierter und "wilder" Spieler schätzt der Verband sogar auf 1,3 Millionen. "Es gibt wohl keine andere Sportart in Deutschland, wo das Missverhältnis zwischen der Zahl der sportlich Aktiven und der öffentlichen Wahrnehmung der Spitzenathleten so groß ist", meint Krüger. Denn natürlich ist ihm längst bewusst geworden, wie selten auch Spitzenleistungen in dieser immerhin doch Olympischen Sportart medial begleitet werden. Wie zum Beispiel jüngst der Europapokaltriumph der Damen aus St. Leon-Rot. Weiß davon einer? Eben. (Konstantin Krüger/r. mit ARD-Moderator Alexander Schlüter. Foto: privat)

Das ist das Thema. "Ich möchte mit meinen Kolleginnen und Kollegen maßgeblich dazu beitragen, dass der Golfsport in seiner Spitze sowie Breite in Zukunft noch stärker wahrgenommen wird", teilte der Hamburger bei seiner Vorstellung im Sommer offiziell mit. Die Instrumente dafür hat er durch seine vorherigen Tätigkeiten als stellvertretender Pressesprecher des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, Leiter der Markenkommunikation bei der Sparda-Bank, dem Sportbereich bei der Marketingagentur fischerAppelt, der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sowie zuletzt als Leiter Medienmanagement bei der TSG Hoffenheim an der Hand. Er hat alle Seiten gesehen in Sachen Sport-PR. Und dennoch ist Golf eine besondere Herausforderung. "Wir müssen noch besser erklären, was Golf ausmacht", sagt Krüger, "wir müssen zugleich aber auch mit Mythen und Vorurteilen aufräumen."

Karierte Hosen, alle reich und blasiert, Elite, teuer, teuer, teuer, hohe Einstiegshürden, Kleiderordnung auf dem Platz – was noch? Dass Bundeskanzler Friedrich Merz Golfer ist, wurde erst bekannt, als er sich bei US-Präsident Donald Trump mit einem verschenkten Putter beliebt zu machen versuchte. Während er mit seiner Nähe zu Borussia Dortmund immer wieder kokettiert. Politiker und Golf – schwierig. Immer noch. Da sind dicke Bretter zu bohren, gerade, wenn Deutschland ernsthaft eine Bewerbung um den Ryder Cup versuchen möchte.

Insgesamt zehn Mitarbeitende hat der DGV in der Kommunikationsabteilung, die in den Bereichen PR und Presse, Marketing und Digitales tätig sind. "Wir müssen uns zutrauen, offener zu sein", hat Krüger bereits festgestellt. Das heißt eben auch, intern in der Golf-Community Prozesse anzustoßen um den Sport selbstbewusster zu vertreten. So, wie es in den vorher von Krüger betreuten Sportarten auch der Fall ist. Niemand zögert zu erklären, dass er Eishockey spielt oder das Kind beim Jugendfußball kickt. "Golf ist geil, es macht Spaß mit Freunden zu spielen – und gesund ist es nachweislich auch", da gibt es also wenig Gründe, zurückhaltend zu sein. Außer eben den Vorurteilen. (Foto: Robert V. Ruggiero/Unsplash)

Eine Bewusstseinsänderung müsse allerdings auch von den Vereinen selbst ausgehen. Viele Clubs seien in Sachen Öffentlichkeitsarbeit sehr zurückhaltend. "Wir wollen den Clubs in Zukunft noch stärker als Servicedienstleister helfen", kündigt Konstantin Krüger an, "es geht um Schulungen, Wissenstransfer, gerade im Bereich Social Media haben wir schlicht Nachholbedarf." Wenn, wie geschehen, der Hamburger Golf-Club seine Olympia-Silbermedaillengewinnerin Esther Henseleit "nur" intern auf einem Empfang feiert, ohne Pressevertreter dazuzubitten, hilft das der Medienarbeit des Verbandes nicht. "Auf Esther Henseleits Triumph in Paris war gesamt Golf-Deutschland nicht so richtig vorbereitet", hat Krüger als damals noch Außenstehender festgestellt: "Unsere Spitzenathleten finden immer noch zu wenig statt. Sie haben es sich aber verdient."

Verkaufe es, wenn nicht alles, dann doch viel. "Natürlich wäre es gut, wenn prominente Golfer wie Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller beim Final Four auftauchen", weiß der PR-Profi Krüger. Man muss sie halt fragen. Beharrlich und fleißig sein. Gespräche mit diversen Medien und den Entscheidern dort sind auch Teil des Jobs. Dass es möglich ist, auch mit Golf TV-Potenziale auszuschöpfen, hatte gerade erst der Ryder Cup gezeigt, der bei Sky im Abo lief. Rund fünf Millionen Menschen verfolgten an den drei Turniertagen das Golfereignis des Jahres und sorgten damit für einen neuen Rekord, auf all seinen Plattformen zählte Sky sogar rund 55 Millionen Aufrufe.

Die Randsportart mit den wohl meisten Aktiven in Deutschland hat immerhin ihren Nachholbedarf in Sachen Öffentlichkeitsarbeit erkannt. Und der PR-Profi Krüger nimmt diese Herausforderung gerne an, auch wenn er aus dem "Mainstream" kommt: "Es gibt das Potenzial, wir müssen es nur heben, wir müssen dafür auch selbst Themen setzen und unsere Top-Sportler mehr einbinden", sagt Krüger: "Ich habe auch in Hoffenheim gearbeitet, das war eine ähnliche Aufgabe – der Verein hat in Deutschland auch nicht so viele Leute interessiert. Die Lösung kann aber nicht sein, dass man es nicht doch versucht, bekannter zu werden."