Editorial der 1. VDS-Vizepräsidentin Elisabeth Schlammerl

Nur noch geduldet

31.07.2024

Paris hat nicht nur mit der Eröffnungsfeier neue Maßstäbe gesetzt, sondern auch ein Zeichen in puncto Nachhaltigkeit. Aber die Arbeitsbedingungen für jene Medien, die nicht zu den Rechte-Inhabern gehören, lassen zu wünschen übrig.

 

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Beachvolleyball am Fuße des Eiffelturms, Fechten im imposanten Grand Palais, Tennis auf der Anlage von Roland-Garros – Paris hat Wettkämpfe vor großartiger Kulisse zu bieten. Das Beste ist aber, dass so gut wie keine neuen Sportstätten, die anschließend wie in Rio de Janeiro oder Athen verrotten könnten, gebaut werden mussten. Die Stahlrohr-Tribünen am Place de la Concorde sind ebenso schnell wieder abgebaut wie die am Eiffelturm, und die meisten Gebäude dienen nach den Olympischen Sommerspielen und den Paralympics wieder ihrem eigentlichen Zweck.

Für die Energiebilanz ist das zwar nicht besonders gut, wenn Besucher, Journalisten und auch IOC-Mitglieder, die selbstverständlich auf einen Limousinen-Service zurückgreifen können, kreuz und quer durch die Stadt fahren müssen. Aber dafür wurden Ressourcen an anderer Stelle von den Organisatoren eingespart.

Zum Beispiel bei den Schildern für Medien-Eingänge, Pressezentren oder Mixed Zones. Die sind entweder so klein, dass man sie übersieht oder fallen erst ins Auge, wenn das Gesuchte bereits gefunden ist. Beim 3x3-Basketball auf dem Place de la Concorde wurde die Mixed Zone hinter einem Zaun versteckt. Das Hinweisschild dazu übrigens auch. (Schlammerl-Foto: Edith Geuppert)

Vor allem die sogenannten Non-Rights-Holder beschleicht in Paris das Gefühl, nur noch zähneknirschend geduldet zu sein, mehr noch als bei den vergangenen Olympischen Spielen. Die Zugänge für Akkreditierte sind oft weit entfernt von den Medienzentren – und von der nächsten Metro-Station.

Bewegung mag ja gesund sein bei so einem Event, wo für die Journalistinnen und Journalisten keine Zeit für eigene Leibesertüchtigung bleibt, aber manchmal fühlt man sich doch veräppelt, wenn man jenen Kilometer, den man zuerst in die eine Richtung marschierte, hinter dem Zaun wieder in die andere Richtung gehen muss. Es entsteht manchmal fast der Eindruck, als ob das mit Absicht so geplant worden wäre.

Wer vergisst, eine Wasserflasche mitzunehmen, kann nur hoffen, dass es in den einzelnen Medienzentren noch Pappbecher (Achtung, nicht nachhaltig!) am Kaffeeautomaten gibt, um sich am Wasserspender bedienen zu können. Gar auf einen Apfel, eine Banane oder einen Müsliriegel zu hoffen ist vermessen. Die Körbe dafür sind, wenn sie überhaupt jemals gefüllt werden, bereits am Vormittag leer.

Es muss keine kostenlose Verpflegung für Journalistinnen und Journalisten geben, aber doch bitte die Möglichkeit, sich etwas zu kaufen. Und genau das kann man nicht überall. Die Berichterstattung beeinträchtigen weite Wege, leere Mägen und versteckte Mixed Zones hoffentlich aber nicht. 

Herzlichst, Ihre Elisabeth Schlammerl