Über die Zukunft der Akademie für Fußball-Kultur

Nur noch Preisverleihungsmaschine?

05.11.2025

Die Zukunft der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur in Nürnberg ist ungewiss. Bei der diesjährigen Gala war das allerdings kein Thema, berichtet Christoph Ruf.

 

 

Die 20. Gala der "Deutschen Akademie für Fußball-Kultur" ist den 450 Gästen dem Vernehmen nach als gelungene Veranstaltung in Erinnerung geblieben: interessante Preisträger, gute Laudatoren. Und der Plan, eine weitgehend barrierefreie Veranstaltung durchzuführen, ging ebenfalls auf. Zur Freude eines Rollstuhlfahrers, der sich zu vorgerückter Stunde dafür bedankte, dass er sich zum ersten Mal seit Menschengedenken ohne fremde Hilfe habe frei bewegen können – zahlreicher Rampen sei dank. Kurzum: Wäre die Jubiläums-Veranstaltung der in Nürnberg angesiedelten Akademie eine ganz normale gewesen, könnte dieser Text hier jetzt auch schon enden.

So aber fragte sich der geneigte Augenzeuge am 24. Oktober schon bei den einleitenden Worten von Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, wann denn nun die Sprache auf den großen weißen Elefanten im Raum kommen würde. Schließlich steht der Akademie ein Sparkurs bevor, der sie ins Mark treffen wird. Statt ursprünglich drei und zuletzt etwa 2,8 Planstellen sollen ab dem 1. Januar 2026 nur noch 1,77 ausreichen – eine Kürzung um mehr als ein Drittel für die Kulturschaffenden, deren Stellen ausschließlich von der Stadt Nürnberg finanziert werden. Und die offenbar wenig Lust verspüren, unter diesen Umständen weiterzuarbeiten: Fast alle Mitarbeiter werden gehen, die bisherige Leiterin Birgitt Glöckl scheidet im Dezember aus. Wie es ab Januar weitergeht, ist völlig offen. Glöckls Stelle ist noch nicht einmal neu ausgeschrieben.

Da traf es sich ja eigentlich gut, dass in Oberbürgermeister Marcus König (CSU) der oberste Vertreter der Stadt in der Tafelhalle war, um den Begrüßungs-Plausch zu Gala-Beginn zu absolvieren. Doch Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein sprach ihn erst gar nicht auf die Stellenkürzungen an. Auch der Vertreter der Teambank, die aus dem Sponsoring ausscheidet, blieb unbehelligt. Stattdessen gab es Lokalpatriotismus der nicht ganz so subtilen Sorte. Witzeleien über Fürth, die Nicht-Franken ebenso irritieren dürften wie die Eigenwahrnehmung, dass Nürnberg die "heimliche Kulturhauptstadt Europas" ist. Auch am Rande der Veranstaltung antworteten Vertreter der Stadt ausweichend, wenn sie auf die Zukunft der Akademie angesprochen wurden. Der Weiterbetrieb sei nicht gefährdet, zumal der Olympia-Verlag (kicker) ja künftig die Summe übernehmen werde, die die Bank nicht mehr zahlen wolle, hieß es.

Wie künftig 1,77 Mitarbeiter stemmen sollen, was bisher schon für fast drei eine Herausforderung war, blieb und bleibt offen. Auf eine schriftliche Anfrage antwortet Annekatrin Fries für die Stadt Nürnberg, die Akademie könne "als Netzwerk vielfältigster Fußballkultur-Schaffender weiterhin auch kritische Inhalte und originelle Konzepte – nicht zuletzt durch die Verleihung der Fußball-Kulturpreise - in die Öffentlichkeit bringen".

Dass das gelingen wird, bezweifelt auch der Göttinger Autor Bernd Beyer (Foto: privat) nicht. Wohl aber, dass mit dem geschrumpften Personal viel mehr als das möglich ist: "Bei der Besetzung schaffen die künftig wohl nicht viel mehr, als die Gala auf die Beine zu stellen. Eine kontinuierliche Veranstaltungs- und Vernetzungsarbeit wie bisher wird nicht mehr möglich sein", sagt das Akademie-Mitglied, das wie jedes Jahr in Nürnberg vor Ort war. Damit, fürchtet Beyer, wäre die Akademie "ihrer Grundidee beraubt und verkäme zur Preisverleihungsmaschine".

Dabei will Beyer der Stadt Nürnberg nicht vorwerfen, dass sie ihr Engagement herunterfährt. "Fußball-Kultur ist sicher keine originär kommunale Aufgabe. Aber vielleicht kann jemand einspringen, der am Fußball verdient: die DFL beispielsweise."

Auch Danny Eidel fand die Gala-Veranstaltung gelungen: "Das war eine rundum nette Atmosphäre. Nicht wie sonst so oft im Fußballumfeld, wo sich ja viele Menschen tummeln, die sich für wahnsinnig wichtig halten." Der Erfurter Autor und Podcaster hatte die Laudatio für das von ihm vorgeschlagene Fußballbuch des Jahres, Barbi Markovičs "Piksi-Buch", gehalten, gewann aber im Lauf des Abends den Eindruck, dass sich viele Kultur-Schaffende fragen, wie es mit dem Buch-Preis weitergeht.

"Es ist natürlich positiv, dass es jemanden gibt, der die Lücke füllt", sagt Eidel. Nicht ganz so glücklich sei es indes, dass die Auszeichnung damit künftig von einem Verlag finanziert wird. "Es fragen sich doch einige, ob da weiter unabhängig entschieden wird." In diesem Jahr sei das nachweislich so gewesen: "Ein unbekannter Verlag und eine unbekannte Autorin haben gewonnen. Und ein Ossi durfte sogar die Laudatio halten."