Nathalie Abraham (25) aus Schwerin ist freie Mitarbeiterin der Sportredaktion des NDR. Während des "AIPS Young Reporters Programme" vom 11. bis 27. Juni, das im Rahmen der U19-Europameisterschaft stattfand, blickte sie hinter die Kulissen eines großen Turniers und arbeitete mit SportjournalistInnen aus der ganzen Welt zusammen.
Als ich Anfang Juni vor meinem bisher größten Abenteuer stand, wusste ich nicht, was mich erwartet. Was ich aber wusste: Das ist eine einmalige Chance für mich. Jetzt, wo das "AIPS Young Reporters Programme" in Rumänien vorbei ist, blicke ich zurück auf eine prägende Zeit voller Momente während der U19-Europameisterschaft, die ich nie vergessen werde.
Da war ich nun also in Rumäniens Hauptstadt Bukarest, das erste Mal auf mich allein gestellt in einem fremden Land. So wie mir ging es aber auch noch einigen der elf anderen jungen Journalistinnen und Journalisten, die unter anderem auch aus Indien und Brasilien kamen. Und als wir das erste Mal in der kompletten Runde in unserem Konferenzraum saßen, wurde mir klar, was das Besondere an dieser Reise war: die Möglichkeit, Kontakte zu Menschen aus der ganzen Welt zu knüpfen.
Dieser Konferenzraum im Hotel sollte für die nächsten 15 Tage unser zweites Zuhause sein. Hier beschäftigten
wir uns in den ersten Tagen vor allem mit den Grundlagen des Journalismus. Was macht einen guten Journalisten aus? Wie stelle ich Fragen auf einer Pressekonferenz? Wie schreibe ich einen Spielbericht so, dass er nicht nur eine Aneinanderreihung von Toren ist?
Was mir aber am stärksten im Gedächtnis geblieben ist, ist das Mantra unserer Mentoren: "Preparation and Observation!" Klar, eine gute Vorbereitung ist immer notwendig, was aber ebenso wichtig ist: eigene Beobachtungen machen. Die besten Geschichten entstehen meistens dort, wo die Fernsehkameras nicht sind. Dafür braucht es uns Sportjournalisten am Ort des Geschehens. Und genau dahin ging es natürlich auch für uns: in die Stadien der U19-Europameisterschaft. (Zwölf "Young Reporter" in Rumänien. Foto: AIPS)
Unsere Aufgabe für jedes Spiel war, mehrere Pläne für eine potenzielle Geschichte zu haben und dann während des Spiels zu entscheiden, welche es wert ist, erzählt zu werden. Ich wollte unter anderem mehr über Said El Mala, den Shootingstar aus Köln, erfahren und seine Geschichte erzählen. Und nach dem zweiten Gruppenspiel war es auch fast soweit. Gegen England schnürte er einen Doppelpack, das Spiel endete allerdings mit einem irren 5:5, das Interview kam leider nicht zustande, und ich musste umplanen. Nach dem letzten Gruppenspiel hatte ich dann mehr Glück und einen fast noch besseren Anlass. El Mala erzielte in der Nachspielzeit den Siegtreffer gegen Norwegen und schickte Deutschland damit ins Halbfinale. Danach konnte ich mit ihm über seinen Weg in den Profifußball sprechen, den er übrigens von Beginn an zusammen mit seinem Bruder geht.
Ein anderer Höhepunkt war der Abend, an dem Gastgeber Rumänien das erste Mal überhaupt ins Halbfinale einer U19-Europameisterschaft einzog. Es war unglaublich, die Emotionen der Fans und der Spieler zu sehen, und auch in der Mixed Zone war einiges anders. Wo bei den anderen Spielen nur vereinzelt Reporter mit ihren Handys standen, um kurze Interviews aufzuzeichnen, standen an dem Abend vier oder fünf Kameras bereit, ein Pult mit mehreren Mikrofonen wurde aufgebaut und viele JournalistInnen von lokalen Medien waren vor Ort. Ein wirklich unvergesslicher Abend.
Aber auch außerhalb der Stadien gab es besondere Momente, beispielsweise den Besuch des Nationalstadions und des Trainingsgeländes der Nationalmannschaft Rumäniens, Gespräche mit UEFA-Mitarbeitenden und einen Vortrag des ehemaligen FIFA-Referees Björn Kuipers über die Arbeit der Schiedsrichter auf dem Platz.
Die Zeit in Rumänien war für mich wie in einer anderen Welt, aus der ich unglaublich viel mitnehmen konnte: mehr Selbstvertrauen, wie ich mit Rückschlägen umgehe und vor allem, wie fordernd, aber auch erfüllend Sportjournalismus sein kann. Und dass ich selbst zwar noch ganz am Anfang stehe, aber den richtigen Weg eingeschlagen habe.