Editorial des 2. VDS-Vizepräsidenten Arno Boes

Print oder No Print, das ist hier die Frage!

01.08.2023

Sollte es den sportjournalist wieder in gedruckter Form geben? Das VDS-Präsidium fragt die Mitglieder nach ihrer Meinung, hat aber selbst einen klaren Standpunkt. 

 

In der Medienwelt wird aktuell das Thema „Künstliche Intelligenz“ auf vielen Ebenen diskutiert. Da mutet eine knapp einstündige Diskussion auf der VDS-Hauptversammlung im April 2023 in Dortmund an, wie etwas aus der Zeit gefallen. Thema war die Wiedereinführung eines gedruckten Mitgliedermagazins. Auslöser war ein einstimmiges Pro-Votum auf der Versammlung des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten (VWS) einen Monat zuvor, das die VWS-Delegierten in Dortmund veranlasste, eine Debatte über die in der Überschrift genannte Frage einzufordern.

Es gehört zum demokratischen Selbstverständnis des VDS-Präsidiums, sich einem solchen Thema zu stellen. Ebenso ist es aber auch selbstverständlich, dass eine Entscheidung in einer für den Verband so wichtigen Frage nur auf der Basis einer mehrheitlichen Meinungsbildung aller aktuell 3321 VDS-Mitglieder erfolgen kann. Deshalb stand am Ende der Diskussion die Zusage des VDS-Präsidiums, in einer verbandsweiten Umfrage die Meinung der gesamten VDS-Mitgliedschaft zu ermitteln (Boes-Foto: Edith Geuppert).

Diese Umfrage wird nun im Zeitraum zwischen dem 7. August und dem 15. September 2023 stattfinden. Dazu erhalten alle VDS-Mitglieder per E-Mail einen Link zu einem elektronischen Fragebogen, in den sie ihre Antworten eintragen können. Dieses Verfahren ist auch für weniger Internet-Erfahrene leicht verständlich, die Beantwortung der Fragen dauert, wie einige Testläufe gezeigt haben, nur wenige Minuten. Die Ergebnisse sollen beim Verbandsrat am 16. Oktober den Delegierten der 20 Regionalvereine vorgestellt und bewertet werden.

Mit einer solchen Umfrage wären die Hürden bis zu einer möglichen Wiedereinführung einer gedruckten Version des VDS-Mediums aber längst nicht genommen. Neben vielen anderen Punkten gilt es vor allem die Finanzierung abzusichern, was nur über eine jährliche Kostenumlage auf alle Mitglieder im Rahmen ihrer abzuführenden Beiträge erfolgen kann. Beschlüsse über die Erhöhung der Beiträge müssten in allen 20 Regionalvereinen und anschließend im VDS herbeigeführt werden. Aktuell vom VDS-Präsidium eingeholte Angebote für die Produktion und den Vertrieb für alle Mitglieder liegen im Rahmen eines hohen fünfstelligen Euro-Betrages, woraus sich der in der Umfrage genannte Betrag für eine voraussichtliche Beitragserhöhung rechnerisch ergibt.

Angesichts solcher Aufwendungen wäre zu hinterfragen, welchen Mehrwert eine gedruckte Zeitschrift dem VDS bietet. Inhaltlich würde sie sich kaum von den monatlich erscheinenden Newslettern unterscheiden, im VDS sind weder personelle noch redaktionelle Ressourcen für andere Themen verfügbar. Und das man die gerade wachsenden, auf die Zukunft und den journalistischen Nachwuchs ausgerichteten Projekte zu Gunsten einer gedruckten Zeitschrift wieder einstampft, steht für das VDS-Präsidium nicht zur Debatte.

Es gehört zum demokratischen Prinzip, dass man vor einer Entscheidung möglichst umfassend und wahrheitsgemäß über ihre möglichen Konsequenzen informiert. Darauf ist die Fragestellung in der elektronischen Umfrage ausgerichtet. Das macht die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nicht unbedingt einfacher, sicher aber ehrlicher. In diesem Sinne hofft das VDS-Präsidium auf eine große Beteiligung an der aktuellen Umfrage.

Ihr Arno Boes (2. VDS-Vizepräsident)