Es sind durchaus bekannte Größen im deutschen Sportjournalismus, aber seit Dienstag (29. April) sind Claudia Pauli (VWS/1. Foto) und Alexander Hassenstein (VMS/2. Foto) neue Gesichter im Präsidium des Verbands Deutscher Sportjournalisten e.V. (VDS). Am zweiten Tag des Wahlkongresses in München wurden beide erstmals zu Beisitzern gewählt, wobei Alexander Hassenstein die Position des Fotografensprechers einnimmt.
Er löst in dieser Funktion Kevin Voigt (TSJC) ab, der innerhalb der VDS-Führungsriege aufgestiegen ist und jetzt als 2. Vizepräsident ein starker Repräsentant der jüngeren Generation innerhalb der Mitgliedschaft ist. Voigt tritt damit auch die Nachfolge von Arno Boes an, der aus persönlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte und ausgiebigen Applaus für seine lange Tätigkeit im VDS-Präsidium erhielt.
In ihren Ämtern bestätigt wurden André Keil (SVMV) als VDS-Präsident, Elisabeth Schlammerl (VMS) als 1. Vizepräsidentin, Wolfram Köhli (SBP) als Schatzmeister und Martin Volkmar (VMS) als Beisitzer. Am Ende war es nur eine kuriose Petitesse, dass alle Gewählten, die auch die einzigen Kandidaten für die jeweilige Position waren, je eine einzelne Gegenstimme erhielten.
Alexander Hassenstein bekam noch eine zweite Gegenstimme, bei Kevin Voigt enthielten sich die Delegierten des VWS (579 Stimmen) und des SPCWM (112 Stimmen). Bei einer Gesamtstimmenzahl von 3049 änderte dies aber nichts daran, dass alle Gewählten ein klares und starkes Votum erhielten und sich nun auf ihre Aufgaben in den kommenden zwei Jahren konzentrieren können.
Das Ganze wird unter dem Dach einer komplett neuen Satzung geschehen. Das in den vergangenen Monaten ausgearbeitete Werk war schon am ersten Tag des Wahlkongresses ohne Gegenstimmen (2536 Ja-Stimmen, 691 Enthaltungen) angenommen worden. Auch die insgesamt sieben neu formulierten Ordnungen, die die Satzung ergänzen, fanden eine überaus deutliche Zustimmung. In diesem Zusammenhang hatte es sich als zielführend herausgestellt, dass das VDS-Präsidium in den Wochen vor den Wahlkongress in zwei Videokonferenzen den Regionalvereinen die Möglichkeit gegeben hatte, Anmerkungen und Änderungsvorschläge einzubringen.
Für den ersten emotionalen Höhepunkt sorgte im Anschluss der langjährige VDS-Vizepräsident Hans-Joachim "Jochen" Zwingmann (Foto). Nach 50 Jahren im Vorstand des Vereins Niedersächsische Sportpresse (VNS), davon die meiste Zeit als Vorsitzender, verabschiedete er sich mit berührenden Worten und einer Anekdote über Trainerstar Arsène Wenger aus dem Kreis der Regionalvereinsvertreter. Standing Ovations und der kaum enden wollende Applaus waren ein eindrucksvoller Beleg dafür, welches Ansehen sich "Jochen" Zwingmann im VDS zu Recht erworben hat. Nicht weniger als 30 Jahre hatte er dem VDS-Präsidium angehört.
Der festliche Teil des Montags war mit Spannung erwartet worden, schließlich ging es an einen Ort, den die wenigsten der angereisten Delegierten und Ehrengäste kannten. Die neue Münchner Multifunktionsarena SAP Garden, erbaut an der Stelle des früheren Radstadions im Olympiapark, wurde den Erwartungen gerecht. Nach einem interessanten Film über die Entstehung des Bauwerks auf der Videowall ging es hinein in den VIP-Bereich zum Galabend.
Galant moderiert von Anna Dollak und Jochen Stutzky (beide Sport1) wurden die Preisträger der VDS-Berufswettbewerbe kurzweilig, aber dennoch angemessen geehrt. Immer wieder beeindruckt es, welche tiefgründigen Produktionen in allen Genres entstehen – trotz der Hektik des Tagesgeschäfts.
Den unbestreitbaren Höhepunkt des Abends bildete schließlich die Verleihung des Goldenen Bandes 2024 an den früheren Skistar Felix Neureuther für sein soziales Engagement, insbesondere das Projekt "Beweg dich schlau". Dieses Trainings-, Aktions- und Präventionsangebot soll die koordinativen und kognitiven Fähigkeiten von Kindern fördern. "Wir müssen Druck ausüben auf die Politik und verdeutlichen, wie wichtig Sport ist", forderte Neureuther, der mit seinem Vater Christian in den SAP Garden gekommen war.
"Der gesellschaftliche Stellenwert des Sports muss höher werden. Andere Länder machen es vor", sagte Neureuther weiter und nannte beispielhaft die skandinavischen Staaten, Kanada und Australien. Der versammelten Journalistenschar rief er zu: "Viele Athleten haben Respekt vor eurer Leistung. Ohne euch wären wir nichts."
Als Überraschung überreichte ihm Joachim Walz ein auf dem Dachboden entdecktes Puzzle, das Felix Neureuthers Mutter Rosi Mittermaier aus ihrer aktiven Zeit mit Rennhelm zeigt. Es war ein für alle sehr bewegender Moment. Die deutsche Skiheldin, die bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck zweimal Gold und einmal Silber gewonnen hatte, war im Januar 2023 im Alter von 72 Jahren verstorben.
Fazit der Tage von München: Die Organisatoren um den VMS-Vorsitzenden Thomas Walz (Foto) haben in jeder Hinsicht großartige Arbeit geleistet und den Wahlkongress von Anfang bis Ende zu einer überaus gelungenen und eindrucksvollen Veranstaltung werden lassen, an die sich die Delegierten noch lange erinnern werden.
Kurz bevor sich die Teilnehmer wieder in überwiegend nördliche Richtungen verabschiedeten, bekamen sie noch einen freiwilligen Arbeitsauftrag mit auf den Weg. Die Anregung, sich einmal Gedanken über mögliche Alternativen zum bisher ausschließlich männlichen Namen des VDS zu machen, wurde positiv aufgenommen. Mehr noch: Spontan gab es schon kreative Vorschläge. Es scheint also möglich, dass es in einem oder zwei Jahren nicht nur wieder neue Gesichter, sondern sogar auch einen neuen Namen zu begrüßen gilt.
Carsten Harms ist seit 1998 1. Vorsitzender des Vereins Hamburger Sportjournalisten (VHS).