Zum Tode von Dieter Koditek – Ein Journalist, der sich nie anpassen ließ

Verband Westdeutscher Sportjournalisten (VWS)

02.10.2019 Er nannte sich gerne den „nicht gewählten, aber legitimierten Präsidenten der Tennis-Veteranen“, des Fähnleins aus der Zeit bis zum Wimbledon-Erfolg Boris Beckers 1985. Das nächste Treffen hatte Dieter Koditek 2020 in Emmerich organisieren wollen. Dazu kam es nicht mehr. Er starb am 15. September im Alter von 76 Jahen.
Autor: Dieter Ludwig
Ihm zur letzten Ehre versammelten sich Ende September in der St. Georg-Kirche in Emmerich-Hüthum am Niederrhein neben den engsten Familienmitgliedern nochmals eine kleine Gruppe der Tennis-Veteranen, aber auch ehemalige Klassenkameraden und Kollegen aus beruflicher Zeit als Redakteur der Rheinischen Post in Düsseldorf, der er sein Leben lang treu lieb.
 
Die Trauerfeier lief schlicht, aber ergreifend und würdig ab, so wie er es sich gewünscht hätte, sagt seine Frau Ully. Neben der Urne ein letztes Foto von ihm mit seiner Urenkelin im Arm, ein lächelnder und glücklicher Dieter Koditek. Tochter Monique und deren zwei Töchter erinnerten an ihn, die Pastorenreferentin erzählt aus seinem Leben; wer mochte, konnte an der Urne nochmals innehalten in Erinnerung an den Menschen und Journalisten, der sich nie anpassen ließ.
 
Dieter Koditek war kein einfacher Mensch, auch in seiner engeren Umgebung nicht. Er hatte seine Macken, aber er war immer auf Versöhnung getrimmt. Wenn er seine Mundwinkel von links nach rechts schob, verkniffen guckte, war Gefahr im Verzug (Logo: Verband Westdeutscher Sportjournalisten).

Doch er liebte die Harmonie in allen Bereichen. Er konnte natürlich auch anders sein. 1986 ließ er in Wimbledon auf einem Außenplatz mal ein paar deutsche Zuschauer strammstehen, weil sie in seinen Augen die „Heiligkeit des Tennistempels“ nicht würdigten.

Er gehörte nie zur oberflächlichen Bussi-Bussi-Gesellschaft des Gewerbes

Auch zu den Racket-Größen verließ er nie seine eigene Sperrzone. Er mochte und kannte sie alle, aber er suchte nie die inzwischen so gekünstelte Nähe zu den momentanen Stars, was in seinem letzten Gastbeitrag bei der Rheinischen Post wenige Tage vor seinem Tod zum Ausdruck kam. Er gehörte nie zur oberflächlichen und gedankenlosen Bussi-Bussi-Gesellschaft des Gewerbes.
 
Dieter Koditek, am 5. Juni 1943 in Freiburg/Breisgau geboren, verlor seine Mutter, als er neun Jahre alt war, seinen bei einem Autounfall tödlich verletzten Vater mit 19. Er sollte Mediziner werden wie der Vater, damals Chefarzt in Emmerich. Doch bei Beginn des Studiums in Bonn und beim Sezieren konnte er nicht mehr weiter, er wurde Sportjournalist.

Er rauchte sein Leben lang wie früher ein Schornstein im Ruhrgebiet
 
Der geborene Südbadener, der nie vom Davis Cup, sondern immer vom Davis-Pokal schrieb, die von Horst Klosterkemper initiierte großartige Idee der Tennis-Mannschafts-Weltmeisterschaft im Düsseldorfer Rochusclub nachhaltig unterstützte, Golf spielte, sein Leben lang rauchte wie früher ein Schornstein im Ruhrgebiet, nach einer Rückenoperation immer leicht nach vorne gebeugt ging, feierte bei Freunden und mit seiner Ehefrau Ully am 4. September in Emmerich.
 
Nachts schreckte sie auf, ihr Mann lag mit geöffneten Augen im Bett, gab keine Antwort mehr – Herzstillstand. Er wurde noch in die Klinik nach Kleve gebracht, doch nach zehn Tagen stellte sich keine Besserung ein. Aufgrund der Patientenverfügung konnten die Apparate am 15. September abgestellt werden. Dieter Koditek war 76 Jahre alt geworden.