Bernd Schneider zum 75. Geburtstag – Ein sprachbegeisterter Kreativer

Verein Mittelrheinischer Sportjournalisten (VMRS)

18.04.2021 Noch immer ist Bernd Schneider journalistisch aktiv. Und noch immer lautet sein Credo, in einem Text alle Fragen zu beantworten und möglichst keine neuen aufzuwerfen. Am 18. April wird das Mitglied des Vereins Mittelrheinischer Sportjournalisten 75 Jahre alt.
Autor: Dirk Zilles
„Da passt keine Briefmarke mehr dazwischen“, stellt Bernd Schneider zufrieden fest, wenn er bei einer einzeiligen Überschrift die maximale Länge ausreizen kann. Der am 18. April 1946 im Hunsrück-Ort Leideneck geborene Redakteur ist in seinem Berufsleben, das er bei der Rhein-Zeitung verbringt, ein Perfektionist, keinesfalls ein Pedant.

Sein großes Vorbild ist der ehemalige RZ-Sportchef und VDS-Preisträger Heinz Schumacher. Wer das Glück hat, mit „bs“ zu arbeiten, lernt einen Vollblutjournalisten kennen, dessen Leitlinie ein in allen Facetten tadelloses Berufsethos ist. Er betrachtet es als eine Herzensaufgabe, Mitarbeiter und Nachwuchskräfte zu fördern (Logo: Rhein-Zeitung).

Bis heute ist sein Credo, in einem Text alle Fragen zu beantworten und möglichst keine neuen aufzuwerfen. „Und jeder Fehler, dessen Veröffentlichung nicht verhindert wird, sind Tausende von Fehlern.“ Der Mentor kennt – bei allem Anspruch – aber auch Geduld und Nachsicht. Wenn es um die (fehlende) journalistische Distanz ging, ist die Toleranz weniger groß.

Er befolgt bereits Compliance-Regeln, als es diese noch nicht gibt

Sich vom Bezirksliga-Trainer auf ein Bier einladen zu lassen und bei dieser Gelegenheit den O-Ton zum Spiel einzufangen? Schon diese, für viele Kolleginnen und Kollegen möglicherweise selbstverständliche oder zumindest verzeihliche Art der Beeinflussung, lehnt er ab. Keine Frage: Er befolgt bereits Compliance-Regeln, als es diese noch nicht gibt.

Bei aller Disziplin hat er für seine Mitarbeiter aber stets ein offenes Ohr. Mit ihm über Gott und die Welt zu plaudern, ist ein Vergnügen – aber bitte nicht in Produktionszeiten. Wenn es gilt, die Sportseite(n) „zuzubekommen“, gönnt er sich und seinen Mitarbeitern keine Ablenkung. Da bekommt auch schon mal die Reinigungskraft eine höfliche Ansage, mit dem Staubsaugen noch etwas zu warten. „Sie waren doch erst vorgestern da.“

Bernd Schneider ist ein sprachbegeisterter Kreativer, dem kaum etwas mehr zuwider ist als Floskeln und Phrasen. Den 1. FC Kaiserslautern, den er als Gesamtreporter für die Rhein-Zeitung zwischen 1980 und 1995 begleitet, vergleicht er einst mit einem Reifen. Und dieser hat seiner Meinung nach ein Knöllchen verdient – wegen Profillosigkeit. Mittlerweile eine durchaus zeitlose Metapher (Logo: VMRS).

Nach einigen Semestern Jura-Studium startet Bernd Schneider 1967 als Volontär in der Lokalredaktion Simmern in sein Journalistenleben. Als Redakteur arbeitet er ebenfalls in Simmern (1969 bis 1973), in Idar-Oberstein (1973 bis 1997), Koblenz (1997 bis 1998), erneut in Simmern (1998 bis 2001) und schließlich bis zu seinem aktiven Ausscheiden 2004 in Cochem.

Früher Kreisliga-Tischtennisspieler, hat Schneider immer der Kern des Sports fasziniert, nicht die glänzende Hülle. Der faire Wettstreit, nicht die Show. So erfindet er das Leserspiel „Kick and keep“ und später eine Tipprunde, die sich seinerzeit nur mithilfe einer geschickten Kombination von Leerzeichen und Tabulatoren im Blatt (um)setzen lässt.

Stammgast in der Arena der Trierer Gladiators-Basketballer

Seit vielen Jahren organisiert er in seinem Freundeskreis ein Bundesliga-Tippspiel. Und natürlich ist „bs“ nach wie vor journalistisch aktiv: als freier Mitarbeiter des „Trierer Wochenspiegel“, Fachgebiet Basketball. Bei Heimspielen der Gladiators, bis 2015 beim damaligen Bundesligisten TBB, ist beziehungsweise war Schneider Stammgast in der Arena.

Spät erliegt er auch der Faszination des königlichen Brettspiels: Nach eigenen Angaben hat Schneider 50 ahnungslose Nichtschachspieler in Schachspieler verwandelt. Basketball und Schach als letzte Liebe? „Drei eher unerwartete Enkel, die mir ab 2015 geschenkt wurden, pulverisierten diesen Satz“, teilt er dem Autor unlängst mit. Noch viele erfüllende Enkel-Momente seien ihm vergönnt.