Hartmut Reeh zum 80. Geburtstag – „Die Welt im Fokus“

Verband Westdeutscher Sportjournalisten

31.01.2022 Die die spätere Königin von Schweden kochte ihm während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München Kaffee. Auch sonst war der Fotojournalist Hartmut Reeh mit Prominenten vertraut. Am 31. Januar wird das Ehrenmitglied des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten 80 Jahre alt.
Autor: Hermann J. Knippertz
Unvergessen ist sein legendäres Foto anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München, als der Ringer Wilfried Dietrich aus Schifferstadt den Vier-Zentner-Mann Chris Taylor (USA) mit einem Schulterwurf besiegte. Bei einem Bier am Ende der Spiele prophezeite Axel Springer jr. alias Sven Simon „Du hast das beste Action-Foto der Spiele gemacht.“ Das war für den jungen, ehrgeizigen Fotografen wie ein Ritterschlag.

Das Bild ging von seinem Arbeitgeber dpa/UPI in den Weltbilderdienst und hängt heute noch überdimensional in der „Hall of Fame“ des Weltverbandes des Sports in Tokio und im deutschen Ringer-Museum in Schifferstadt. Vor den Olympischen Spielen in München ging er im Büro von Willi Daume ein und aus. Eine gewisse Sylvia Sommerlath, noch Olympia-Hostess, hat ihrem Duz-Freund Hardy so manchen Kaffee gekocht. Damals ahnte niemand, dass sie eine weltweit geschätzte Königin von Schweden werden würde (Ringer-Foto: Hartmut Reeh).  

Schon während der Schule fotografierte er für die Lokalpresse und Sportzeitungen im Bereich Motorsport. Als begeisterter Skifahrer und Bergsteiger zog es ihn in den 1960er-Jahren in die bayerischen Berge. Nach einem kurzen Aufenthalt bei WEREK und der SZ begann er bei dpa ein Volontariat und war fast ein halbes Jahrhundert als festangestellter Fotojournalist im In- und Ausland tätig. Bei unzähligen Bundesliga- und Europacupspielen sowie Fußball-Weltmeisterschaften war er mit seinen Kameras dabei. Reeh vertrat die dpa bei je fünf olympischen Sommer- und Winterspielen.

Auf einer Kaukasus-Reise drückte ihm Gorbatschow die Hand

Er wechselte vom Landesbüro München nach Düsseldorf und in das Bundesbüro Bonn. Hier begleitete er viele Politiker, Wirtschaftsbosse und Sportler bei ihren Reisen. Auf seiner Tour in den Kaukasus drückte ihm Michail Gorbatschow die Hand. Die Arbeitswelt, Gesellschaftsleben, Mode, Features sowie Kunst und Kultur gehören auch zu den Aufgaben eines Fotojournalisten. Dazu kamen Homestorys bei vielen Prominenten.

Zu seinen Aufgaben gehörten nicht nur die angenehmen Termine – auch Berichterstattung über schlimme Unfälle, Katastrophen, Zug- und Flugzeugunglücke, Geiselnahmen, Überfälle und Prozesse waren unvermeidlich für die Tätigkeit bei einer Nachrichtenagentur. Der heikelste Termin für den begeisterten Bergsteiger war 1978 die „Seilschaft“ mit den beiden Spengler- und Zimmermannsmeistern, die schon die Eiger-Nordwand bestiegen hatten.

Das Kupferdach mit den beiden höchsten Türmen von Schloss Neuschwanstein bei Füssen musste erneuert werden. Im Zeitalter der Drohnen ist es einfach, Fotos vom Dach des Königsschlosses zu machen. Damals war Reeh wie ein Bergsteiger angeseilt, zitterte wie Espenlaub und hatte größte Mühe, seine Kamera zu halten (Alpen-Foto: GES-Sportfoto/Annegret Hilse/augenklick).

Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung war nach wie vor der Sport, was ihn als aktiven Sportler natürlich sehr interessierte. Er war auch Skifahrer und aktiver Segelflieger. Seit seinen frühen Jahren in Siegen war er schon aktiver Fechter und während Olympia in Montreal 1976 war er als IOPP-Fotograf im Innenraum der Fechtplanche nah an den Aktiven.

Später war er oft im Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim, wurde Mitglied beim Fechtclub TBB und dann Mitbegründer des Journalisten-Fechtclubs Royal Flash. Bei den alljährlichen Turnieren gewann er dreimal die Meisterschaft. Er gewann mit seinen Fotos zahlreiche Wettbewerbe, unter anderem den World Press Award und Sportfoto des Jahres.

Er wurde mit der Goldenen Ehrennadel des VDS ausgezeichnet

Hartmut Reeh war viele Jahrzehnte aktiv in VMS, VWS (zwölf Jahre als Fotografensprecher) und VDS. Er wurde mit der Goldenen Ehrennadel des Dachverbandes ausgezeichnet. Seit dem 4. April 2016 ist er Ehrenmitglied im VDS. Die Urkunde wurde ihm vom damaligen VWS-Präsidenten Heribert Faßbender im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund überreicht.

Im „Ruhestand“ berichtet er heute noch über Luftfahrt und Luftsport. Er arbeitet noch für verschiedene Fachzeitungen und Magazine sowie für seinen alten Arbeitgeber dpa. Und er verbringt seinen Jahresurlaub fast immer in Bayern und besucht mit seiner Ehefrau Tessie die alten Wettkampfstätten in seinen „alten Wohnzimmern“: Bob- und Rodelbahn am Königssee, das Eisstadion in Inzell sowie die Skipisten in Bayern und Österreich, wo er lange Jahre als Experte tätig war. Am 31. Januar wird er 80 Jahre alt.