Zum Tode von Harald Landefeld – Letzter Berichterstatter des WM-Finales 1954

Verband Westdeutscher Sportjournalisten

11.08.2022 Er war beim WM-Finale 1954 vor Ort. Für seine beruflichen Verdienste ernannte ihn der Verband Westdeutscher Sportjournalisten zum Ehrenmitglied. Nun ist Harald Landefeld verstorben. Er wurde 96 Jahre alt.
Autor: Helmut Holz
Harald Landefeld ist tot! Diese Nachricht traf mich und ungezählte Kollegen am 5. August überraschend, obwohl der beliebte und geschätzte Kollege 96 Jahre alt geworden ist. Als ich ihm am 20. Januar dieses Jahres per Telefon zum Geburtstag gratuliert hatte, klang sein Abschied wie immer optimistisch: „Dann bis zum nächsten Jahr.“

Gespräche mit Harald Landefeld waren ein Vergnügen. Der Schalke-Fan konnte pointenreich und immer gutgelaunt viele Anekdoten aus seinem Erinnerungsschatz erzählen. Natürlich gehörte die Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 mit dem deutschen 3:2-Sieg gegen Ungarn dazu. Mit Harald Landefeld ist der vermutlich letzte journalistische Zeitzeuge dieses sensationellen deutschen WM-Triumphes gestorben (Logo: VWS).

Hermann Beckfeld, der frühere Chefredakteur der Ruhr-Nachrichten, hat Landefelds Erinnerungen an den WM-Triumph festgehalten. Davon einige Auszüge: Sieben Tage und sieben Nächte ließ der Verleger die Druckmaschine rotieren, so groß war der „Hunger“ nach Gedrucktem und die Gier nach Information. Die Drucker gingen nicht nach Hause, ihre Frauen brachten Verpflegung ans Firmentor.

Bei der Heimreise nach dem WM-Sieg hatte der Bahnhofsvorsteher den Reporter in Freiburg aus dem Zug geholt, auch in Singen hatte es nicht geklappt, den Sonderzug zu besteigen. Der Zug fährt ohne ihn weiter, aber Harald Landefeld war darüber nicht traurig. „Von der Ankunft der Jungen in Singen habe ich die schönste Geschichte meines Lebens geschrieben: Die Geschichte von der Heimkehr unserer Weltmeister.“

Der gebürtige Bochumer hatte seine journalistische Laufbahn nach dem Abitur bei der Westfalenpost und Erwin Riep, dem späteren Sportchef der Ruhr Nachrichten, begonnen. Riep holte den jungen Sportfan später auch zum Sport-Beobachter. Von 1948 bis 1974 machte Landefeld diesen als Chefredakteur zur beliebtesten Sportzeitung des Ruhrgebietes und darüber hinaus. Die Zeitung war zu Hochzeiten der Oberliga West sonntags etwa eine Stunde nach Spielschluss auf dem Markt und wurde den Verkäufern aus den Händen gerissen. Am Erscheinungsort Essen wurden damals rund 18.000 Exemplare verkauft (Landefeld-Foto: Klaus-Jörg Tuchel).

Als ein Brand der Druckerei 1974 das Ende des Sport-Beobachters bedeutete, übernahm die Kölner Fußball-Woche die Zeitung; Landefeld gehörte als Chefreporter der Chefredaktion des Kölner Blattes an. Danach wechselte er zum kicker, wo er 1990 seine aktive Zeit als Redakteur beendete.

Harald Landefeld war mit sich in den letzten Jahren durchaus im Reinen. „Mein Kopf ist noch klar, aber mit dem Laufen klappt es nicht mehr“, hat er oft gesagt. Er hatte eine schwierige Herzoperation kurz vor seinem 80. Geburtstag überwunden und auch den Tod seiner etliche Jahre vorher verstorbenen Frau.

Der Verband Westdeutscher Sportjournalisten hatte Wirken und Leben des Verstorbenen 2016 bei der Mitgliederversammlung im Dortmunder Fußball-Museum mit der Ernennung zum VWS-Ehrenmitglied gewürdigt.