Einsteiger Josef Opfermann – „Wir müssen Populisten entzaubern“

Serie „Einsteiger, Aussteiger, Umsteiger“

04.07.2018 Er steht erst am Anfang seiner journalistischen Laufbahn. Doch Josef Opfermann weiß eines genau: Haltung ist heutzutage mehr denn je gefragt. Im sportjournalist-Interview erklärt der 24-Jährige, warum für seine kritische Arbeit Social Media so wichtig sind.
 
Josef Opfermann erreichte beim VDS-Nachwuchspreis 2017 mit seinem Radiobeitrag zum Thema „Amateure und Profis rudern gemeinsam“ den zweiten Platz. Der 24-jährige Macromedia-Absolvent lebt und arbeitet in Hamburg, bis 31. Juli ist er Volontär beim Norddeutschen Rundfunk. Anschließend wird Opfermann für eine renommierte Produktionsfirma mit dem Schwerpunkt Doping-Berichterstattung als Hörfunk-Redakteur tätig sein.

sportjournalist: Josef Opfermann, Sie stammen aus Blankenburg im Harz und arbeiten jetzt von Hamburg aus. Sind Sie in der Großstadt schon einmal als Provinzler tituliert worden?

Josef Opfermann: Das nicht, ich habe allerdings Sprüche kassiert, aus der ehemaligen DDR zu kommen. Mich lässt das kalt. Ich bin im Osten aufgewachsen, aber nicht, als die Mauer noch stand.

sj: Existiert aus Ihrer Sicht noch dieser Ost-West-Gegensatz?

Opfermann: In meiner Generation spielt das eine untergeordnete Rolle. Bei einigen, die von der DDR-Zeit geprägt sind, ist der Blick noch auf den Westen gerichtet. Die sind vielleicht ein bisschen neidisch, dass dort die Lebensumstände an manchen Orten gehobener sind als im Osten.

sj: Wieso sind Sie in Hamburg gelandet? Wäre Berlin von Sachsen-Anhalt aus nicht naheliegender gewesen?

Opfermann: Ich habe mich damals bundesweit für Studienplätze beworben. Einer war in Hamburg an der Hochschule Macromedia. Nach unzähligen Absagen habe ich dort eine Zusage bekommen – auch noch für das Talent-Stipendium, das mir das Studium erst ermöglicht hat.

sj: Es ist anscheinend für Sie gut gelaufen, Sie absolvieren inzwischen ein Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk.

Opfermann: Das stimmt. Meine Familie war anfangs wegen meines Berufswunsches sehr skeptisch. Jetzt sind sie super stolz, dass es so gut funktioniert hat. Ich bin es auch. Ein Stück weit hat sich erfüllt, was ich mir erhofft habe, als ich als Kind vor dem Fernseher saß. Ich habe immer davon geträumt, Sportreporter zu werden.

sj: Was hat Sie so gereizt?

Opfermann: Ganz nah an den Protagonisten zu sein. Sport hat mich schon immer fasziniert und in den Bann gezogen. Ich wollte ein Teil dieses Kosmos’ werden. Mittlerweile weiß ich, dass Distanz nötig ist.

sj: Wie sind Sie zu dieser Erkenntnis gekommen?

Opfermann: Es ist schlecht für die Glaubwürdigkeit, zu sehr mit den Sportlern verbandelt zu sein. Dann fällt es schwer, sich vom Gegenstand der Berichterstattung zu lösen. Du musst mit den Leuten klarkommen, aber es muss ein Arbeitsverhältnis bleiben. Abklatschen mit Trainern geht meiner Ansicht nach gar nicht (Künzer-Foto rechts: GES-Sportfoto/Augenklick).

sj: Sie betätigen sich bei Facebook, Twitter und Instagram. Sind Social Media heute Pflicht?

Opfermann: Ja, du musst vertreten sein. Ich gehöre aber nicht zu denjenigen, die zu allem sofort etwas in den Sozialen Netzwerken posten. Ich sehe Social Media als Stimmungsbarometer. Da kann man sehr viel rausziehen, wie es in Ligen und Sportarten aussieht.
 
sj: Die Sozialen Medien sind aber auch umstritten. Viele Nutzer vergreifen sich im Ton.

Opfermann: Leider, doch der Dialog ist ganz wichtig. Nur wenn du mit deinem Nutzer, Seher oder Hörer redest, erfährst du andere Meinungen. Wir Journalisten müssen uns das anhören, auch wenn es Rechte oder Populisten sind. Unsere Aufgabe ist es, die zu entzaubern.

sj: Sie waren als 17-Jähriger im Rahmen eines Nachwuchswettbewerbs bei der Fußball-WM der Frauen. Wirkliches Interesse oder nur gute Gelegenheit, in den Sportjournalismus reinzukommen?

Opfermann: Meine Begeisterung für Frauenfußball ist noch immer sehr groß. Es fing mit der Weltmeisterschaft 2003 an, als Nia Künzer im Finale gegen Schweden das Golden Goal geköpft hat. Wenn ich daran denke, bekomme ich Gänsehaut, ich habe diese Szene so oft gesehen. Für mich wäre es eine Riesensache, kommendes Jahr bei der WM in Frankreich als Reporter dabei zu sein.
 
Mit Josef Opfermann sprach Clemens Gerlach (der Autor gehörte zur Jury für den VDS-Nachwuchspreis)

Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe Juni/Juli 2018 des sportjournalist. Hier geht es zur Bestellung des Einzelheftes beim Meyer & Meyer Verlag. Mitglieder des VDS erhalten den alle zwei Monate erscheinenden sportjournalist automatisch per Post und können sich das Heft zudem im Mitgliederbereich kostenlos als PDF herunterladen. Dies gilt auch für ältere Ausgaben.