„Der Lokaljournalismus ist das Sprungbrett schlechthin“

Sport-Aussteiger Christian Zaschke

13.01.2021 Für die Süddeutsche Zeitung ist Christian Zaschke inzwischen in New York Korrespondent. Er war aber auch viele Jahre als Sportredakteur aktiv. In der VMS INFO erklärt Zaschke, welche Gründe ihn zum Wechsel bewogen haben und was er dennoch am Sportjournalismus so schätzt.
 
Christian Zaschke, Jahrgang 1971, ist Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in New York. Er stieß 2001 zur SZ. Bis 2011 arbeitete er in der Zentralredaktion in München, meistenteils als Sportreporter und „Streiflicht“-Autor. Von 2011 bis 2017 war er politischer Korrespondent in London. Zaschke studierte Anglistik, Germanistik und Geschichte in Kiel, Edinburgh und Belfast. Er ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule.

VMS INFO: Herr Zschke, weshalb haben Sie sich aus dem Sportjournalismus verabschiedet?

Christian Zaschke: Ich habe zehn herrliche Jahre in der SZ-Sportredaktion erlebt, beruflich wie persönlich. Ich hatte das Glück, mit drei exzellenten Chefs zu arbeiten: Michael Gernandt, Ludger Schulze und Klaus Hoeltzenbein. Jeder auf seine Art herausragend, menschlich wie fachlich. Ich kann jeder und jedem, die/der die Gelegenheit hat, dort zu arbeiten, nur zuraten. Ich wollte nach zehn Jahren was Neues machen, das war alles. Ich hätte ebenso gut weitere 25 Jahre im SZ-Sport bleiben können.

VMS INFO: Ist der Sportjournalismus häufig Sprungbrett für den Wechsel in andere Ressorts oder andere journalistische Tätigkeiten?

Zaschke: Das kann man so pauschal nicht sagen, nein. Das Gros der Journalisten kommt bekanntlich aus dem Lokalen, der Lokaljournalismus ist das Sprungbrett schlechthin. Dass es einige Kollegen gibt, die den SZ-Sport verlassen haben, um in anderen Ressorts zu arbeiten, liegt auch daran, dass es in der SZ gefördert wird, dass Kolleginnen und Kollegen für andere Ressorts schreiben (Zaschke-Foto: SZ).

VMS INFO: Ist mit ein Grund für Wechsel, dass Sportjournalismus eher gering angesehen und jeder Wechsel ein Aufstieg ist?

Zaschke: Aus meiner Sicht: absolut nein. Im SZ-Sport zu arbeiten habe ich als Ehre empfunden.

VMS INFO: Spielt dabei die häufiger als in anderen Ressorts zu leistende Wochenendarbeit eine Rolle?

Zaschke: Für mich persönlich nicht.

VMS INFO: Weshalb gibt es kaum Wechsel aus anderen Ressorts ins Sportressort?

Zaschke: Ich weiß gar nicht, ob diese Annahme stimmt. Viele Kollegen, mit denen ich damals beim SZ-Sport gearbeitet habe, kamen ursprünglich aus anderen Ressorts. Ich selbst hatte zuvor vor allem Lokalreportagen und Buchrezensionen geschrieben (Foto: VMS/Adam Pretty/Getty Images).

VMS INFO: Führt der Aderlass zu einem Qualitätsverlust?

Zaschke: Zum einen glaube ich nicht, dass es einen Aderlass gibt, sondern hin und wieder eine Kollegin/einen Kollegen, die/der mal was anderes macht, zum anderen ist der Nachwuchs exzellent. Also nein.

VMS INFO: Hat sich der Wechsel für Sie gelohnt (Position und/oder finanziell)?

Zaschke: „Lohnen“ ist für mich keine Kategorie. Ich war sehr gerne im Sport, ich bin sehr gerne Auslandskorrespondent.

Dieses Interview, das wir dankenswerterweise übernehmen dürfen, stammt aus der VMS INFO 2020. Diese kann auf der VMS-Website als kostenloses PDF heruntergeladen werden.