„Der moderne Sportjournalist muss mehr wissen als Regeln und Rekorde“

Grüße zum Jahreswechsel

30.12.2015 Nun haben wir das Sportjahr 2015 hinter uns gelassen, ein Jahr, das im Sport geprägt wurde von den Themen Doping, Bestechlichkeit und Korruption. Auch im Jahr 2016 werden die Sportjournalistinnen und Sportjournalisten sich mit diesen Bereichen auseinanderzusetzen haben.
Autor: Erich Laaser
Vielleicht erfahren wir endlich, wie die Fußball-WM nach Deutschland kam und was mit den Dreyfus-Millionen wirklich passiert ist. Wir sind gespannt darauf, wie der Deutsche Fußball-Bund mit dieser Affäre umgeht und wer künftig DFB-Präsident sein wird.

Doch nicht nur der deutsche Fußball muss Dinge aufarbeiten; die internationale Leichtathletik hat große Probleme, Vertrauen zurückzugewinnen, Glaubwürdigkeit wieder zu erlangen. IAAF-Präsident Sebastian Coe macht dabei nicht gerade einen souveränen Eindruck.

Und die FIFA? Für viele Menschen ist dieses Kürzel inzwischen das Synonym für Korruption, Bestechlichkeit und dunkle Machenschaften. Der Fußball-Weltverband (Blatter-Foto: Kunz/Augenklick) braucht einen neuen Präsidenten, der am 26. Februar gewählt werden soll; aber wie will sie jemals ihr Image aufpolieren? Der Hochleistungssport steht im Kreuzfeuer der Kritik, vor allem deshalb, weil investigative Journalisten Dinge ans Licht befördert haben, die manche Funktionäre längst vergessen und begraben glaubten. Die Medien habe ihre Kontrollfunktion gegenüber Institutionen im Jahre 2015 in beeindruckender Weise ausgeführt. So soll es sein.

Das neue Jahr wird uns zwei sportliche Großereignisse bescheren, die die ganze Welt interessieren. Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro und die Fußball-EM in Frankreich. Doch auch dort stehen – neben den sportlichen Aspekten – ganz andere Themen im Fokus, und auch diese müssen von den Sportjournalistinnen und Sportjournalisten bearbeitet werden, sei es vor Ort oder in der Heimat.

„The games must go on“ – dieser Satz gilt 2016 unverändert

Der Fußball steht seit den Anschlägen von Paris am 13. November im Schatten des Terrors. Nach Sprachlosigkeit und Entsetzen aber muss die Reaktion sein: „The games must go on“. Avery Brundage sprach diesen Satz nach dem Anschlag von München 1972 – und er gilt 2016 unverändert. Die Staaten, ihre Sportlerinnen und  Sportler sowie ihre Bürger dürfen sich nicht dem Terror beugen, sie müssen gemeinsam für die Freiheit stehen. Auch für die Freiheit, in diesen Zeiten ein Turnier wie die EM in Frankreich auszutragen.

Bei Olympia in Rio hofft der deutsche Sport auf viele Medaillen, die letzten Ergebnisse geben allerdings nicht unbedingt Anlass zu großem Optimismus. Und auch bei dieser Großveranstaltung spielt nicht nur das sportliche Geschehen eine Rolle, sondern auch Themen wie Korruption, Sicherheit oder Umweltverschmutzung. Olympia war immer politisch, im 21. Jahrhundert hat es nun wirklich jeder überall auf der Welt bemerkt. Der moderne Sportjournalist muss eben mehr wissen als Regeln, Statistiken und Rekorde.

Der VDS steht vor einem finanziell schwierigen Jahr

Der Verband Deutscher Sportjournalisten hat wie in jedem Jahr im Frühjahr eine Hauptversammlung und im Herbst den Verbandsrat. Im März treffen wir uns in der Allianz Arena in München, am Abend werden wir unsere Besten ehren, die Berufswettbewerbe sind in vollem Gange – und falls Sie noch teilnehmen wollen, wird's höchste Zeit. Bei der Hauptversammlung wird es auch um die Finanzen des Verbandes gehen; der VDS steht vor einem finanziell schwierigen Jahr, im neuen Jahr haben wir nur noch zwei Partner in der Wirtschaft.

Im Herbst findet der Verbandsrat in Hamburg statt. Wir gingen bei der Planung davon aus, dass wir in einer Stadt tagen werden, die sich für Olympia bewirbt. Aber die Bedenkenträger haben gesiegt, schade für die Sportlerinnen und Sportler, schade für den gesamten deutschen Sport. Aber das ist nun mal Demokratie.

Deutscher Sportjournalistenpreis steht auf dem Programm

Neben vielen anderen VDS-Aktivitäten steht wieder der Deutsche Sportjournalistenpreis auf dem Programm. Wie im vergangenen Jahr erstmals geschehen, wird der VDS eine Jury zusammenstellen, Kandidaten vorschlagen und ganz autark seinen Preis vergeben. Im Rahmen der Gala in Hamburg nutzt der Verband die dort gebotene Plattform, um stilvoll und ohne Kosten seinen Preis zu verleihen.

Die restlichen Kategorien werden übrigens wie bisher mit Hilfe der verschiedenen deutschen Sportverbände und der Deutschen Sporthilfe durch die Sportlerinnen und Sportler gewählt. Ich erwähne das für all diejenigen, die das Editorial im sportjournalist 10/15 nicht gelesen haben.

Ich wünsche Ihnen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016!
 
Erich Laaser
(VDS-Präsident)