Geistloses „Fußgelümmele“ und andere Absurditäten

Der etwas andere Jahresrückblick - Teil III

26.12.2015 Fußball, Fußball und Fußball – gibt es keine anderen Sportarten? Doch! Ist bei denen alles sauber und rein? Nun ja, lesen Sie selbst.
Autor: Christoph Ruf
Im ersten Teil des etwas anderen Jahresrückblicks ging es um foulspielende Fußballfunktionäre, im zweiten und vorletzten um Schiedsrichter, die daneben liegen, und Trainer, die sich daneben benehmen.

War sonst noch was? Natürlich all die Sportarten, in denen es nicht um Fußball geht. Dass die im Schatten des überkommerzialisierten Kicks solch ein Schattendasein fristen, ist ein ausgemachter Skandal, über den sich der kompetente Kollege Frank Ketterer, seines Zeichens Ressortleiter des Badischen Tagblatts, völlig zu Recht aufregen würde, wenn er nicht solch ein gelassener Mensch wäre.

With a little help from my Frank erinnere ich mich als Fußball-Autist selbstverständlich wieder an ein paar Highlights wie die Handball-WM in Katar (Foto: sampics/Augenklick), bei der Deutschland dank einer Wildcard mittun durfte. Oder die Leichtathletik-WM im August. Und natürlich brauchte ich auch keine Hilfe aus Baden-Baden, um mich ganz genau daran zu erinnern, dass Katharina Molitor in Peking den Speerwurf-Wettbewerb gewann – und das als aktive Volleyballerin in der zweiten Liga. Chapeau!
 
Dass der Handball und mitnichten das geistlose „Fußgelümmele“ die wahre Avantgarde des Sports ist, zeigte im Übrigen abermals die WM in Katar, bei der gleich 680 Journalisten aus aller Welt (darunter gut 20 aus Deutschland) die freundliche Einladung des Gastgebers annahmen, sich Kost und Logis bezahlen zu lassen.

Man darf getrost davon ausgehen, dass es auch bei der Fußball-WM 2022 ähnliche Angebote geben wird. Dass die im wohl temperierten Mutterland von Demokratie und Fußball stattfinden wird, mag derweil im gesamten Reich der FIFA kein Offizieller befürwortet haben. Nicht der Blatter Sepp und schon gar nicht der Franz, für den die Jahre 1945 bis 2014 nun ganz sicher besser gelaufen sind als 2015.
 
Das Gegenteil gilt derweil für den sportjournalist, den wohl viele von uns Jahr für Jahr lieber lesen. Dass kurz vor der Jahreswende (Foto: GES-Sportfoto/Augenklick) ein nicht zuletzt von Clemens Gerlach (und Ute Maag; CG) verantworteter, überaus gelungener Relaunch der Homepage an den Start ging, rundet das Bild ab. Also „alles gut“, wie man seit 2015 selbst dann sagt, wenn einer sich dafür entschuldigt, dass er einem auf den Fuß gestanden hat?
 
„Alles gut“ mag das Neue „macht nix“ sein, doch als Befund für den Sport taugt die Floskel dafür ebenso wenig wie das langsam von Südostdeutschland an die Nordseeküste schwappende „Passt schon“. Für die Kolleginnen und Kollegen wird es deshalb auch wieder 2016 einiges an Recherchearbeit zu leisten geben. Das wiederum ist für Journalisten wirklich eine erfreuliche Nachricht.