Herausragender und außergewöhnlich talentierter Journalist

Nachruf auf Jo Viellvoye

25.02.2016 Mit der Edelfeder Jo Viellvoye haben sich einst nicht nur die Bild-Zeitung, der Burda-Verlag, der Stern und die Sport Illustrierte geschmückt. Nun ist er 81-jährig verstorben.
Autor: Peter Bizer
Als das Heer der Sportbeschreiber noch überschaubar war, gehörte Jo Viellvoye zu den herausragenden Kollegen im Land. Welch eine Feder! In den sechziger Jahren schmückte sich zuerst Bild in Essen und dann die in München erscheinende Sport Illustrierte mit ihr. Mit einer kleinen Mannschaft unter Chefredakteur Karl-Heinz Huba machte vor allem der aus der Aachener Gegend stammende Viellvoye das Wochenmagazin zum „Leckerbissen für Sport-Interessierte“, so damals das Handelsblatt.

Als der seit 1934 erscheinende Titel 1972 mal wieder den Verleger wechselte, ging Viellvoye als Chefreporter mit zu Burda. Die neuen Blattmacher ersetzten jedoch fehlende Kompetenz durch „unbedresste Sportlerinnen“, wie der Spiegel notierte und dabei auch über Viellvoyes spektakulären Abgang berichtete (Viellvoye-Foto: privat).

„Mir ist schlecht geworden“, ließ der selten Harmoniesüchtige seinen Chefredakteur Wilhelm Hellmuth wissen, auch nachdem ein unbedarfter Kollege in einem verschlimmbesserten Artikel über Formel-1-Rennwagen „das Knallen einer Tür“ gehört haben wollte.

Fortan widmete sich der Mann mit dem belgischen Namen der Sportliteratur, gab WM- und Olympiabücher heraus, auch eines 1966 über seine Liebe Borussia Dortmund, und etablierte sich auf dem freien Markt, bis er schließlich 1984 beim Hamburger Stern und später bei Sports anheuerte.

Im anbrechenden digitalen Zeitalter wollte sich Viellvoye nicht zurechtfinden. Ein erster Schlaganfall 1996 raubte ihm zudem Schwung und Ehrgeiz. Halbseitig gelähmt verbrachte er, wieder zurück in Ottobrunn bei München, seine letzten Lebensjahre im Rollstuhl, während sich die Welt um ihn immer mehr verdunkelte.

Viellvoyes Karriere begann am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorf-Stadion

Und so verblassten in ihm auch die Erinnerungen an seine große Zeit als außergewöhnlich talentierter Journalist und Blattmacher, dessen Karriere 1954 als gerade 20-Jähriger bei einem historischen Ereignis begonnen hatte: am 4. Juli auf der Pressetribüne des Berner Wankdorf-Stadions mit der „Invitation Personelle“ für den Arbeitsplatz 601.

Die Reportage des jungen Volontärs der Aachener Nachrichten entdeckte sein Sohn Markus in der Hinterlassenschaft des Vaters, ein journalistisches Glanzstück und eigentlich wert, nach über einem halben Jahrhundert nochmals gedruckt zu werden.

Jo Viellvoye hinterlässt Sohn, Tochter und Enkeltochter sowie viele Mitstreiter aus alten Tagen. Er wurde 81 Jahre alt.